Ausgabe 08/2021
Ausbeutung in der Zustellung
Amazon plant den Aufbau etlicher neuer Standorte. In Neubrandenburg und Rostock waren Kolleginnen und Kollegen der Beratungsstelle CORRECT! von Arbeit und Leben, von der Beratungsstelle Faire Integration des Flüchtlingsrates und von ver.di vor Ort. Ziel war es, auf die Arbeitsbedingungen der Zusteller bei Amazon aufmerksam zu machen.
Fast noch wichtiger als die öffentliche Aufmerksamkeit waren die Gespräche mit den Betroffenen. Das war oft nicht einfach, denn alle Fahrer sind bei Subunternehmern beschäftigt. Es sind polnische, rumänische, bulgarische, deutsche und arabische Beschäftigte. Deshalb war es gut, auf die Sprachkenntnisse der CORRECT! Beraterinnen und Berater zugreifen zu können. In acht Sprachen wurde sich verständigt und die Sorgen und Nöte aufgenommen.
ver.di Fachbereichssekretär Thomas Ebeling berichtete von Amazon-Beschäftigten, die zum Teil noch keine Arbeitsverträge und Entlohnung erhalten haben. In Rostock wurden Wohnungen angemietet und zum Teil mit bis zu sechs Beschäftigten belegt. Für die Miete soll zwischen 300 und 400 Euro fällig sein. Thomas Ebeling prangert an: "Hier wird die Ausbeutung deutlich!"
Seine ver.di-Kollegin Silvia Reichert ergänzt: "Den Preis für die sprudelnden Gewinne des weltgrößten Online-Händlers bezahlen die Kolleginnen und Kollegen, die die Pakete transportieren und zustellen, mit prekären Arbeitsbedingen." Die Aktionstage haben klar gemacht, dass eine strikte Lizenzierung der von Amazon verantworteten Zustell-Branche unabdingbar ist. Zusätzlich wird eine engmaschige Kontrolle zum Beispiel durch den Zoll zwingend erforderlich sein.