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Busfahrer*innen demonstrieren am 20. September in KielFoto: ver.di

Seit Anfang September haben die Busfahrer*innen im öffentlichen Nahverkehr in Schleswig-Holstein immer wieder die Arbeit niedergelegt. Für Mitte Oktober war sogar ein längerer Streik angesetzt. Die Verhandlungen mit dem Omnibusverband Nord (OVN) verlaufen extrem zäh. Die Arbeitgeber scheinen Streiks provozieren zu wollen.

Die für die Beschäftigten im privaten Omnibusgewerbe in Schleswig-Holstein zuständige Tarifkommission hatte bereits im Juni auch vor dem Hintergrund starker Preissteigerungen eine angemessene Forderung beschlossen: eine Erhöhung von 1,95 Euro pro Stunde plus weitere 1,95 Euro mehr pro Stunde für Werkstattmitarbeiter sowie die Übernahme des Jahresbeitrages der GUV/ FAKULTA, einer Solidarkasse der Arbeitnehmerschaft. Die Laufzeit des Tarifvertrages sollte am 1. Juli 2022 beginnen und 12 Monate betragen.

In der ersten Verhandlungsrunde legte der OVN ein völlig unzureichendes Angebot vor, das bei einer Laufzeit von 30 Monaten Lohn- und Gehaltssteigerungen weit unter der Preissteigerung vorsah. Das Angebot würde die Einbußen der Beschäftigten auf zweieinhalb Jahre immer weiter verschlimmern.

In der zweiten Verhandlungsrunde im September in Kiel gab es überhaupt kein neues Angebot. Sascha Bähring, Verhandlungsführer von ver.di Nord, fand dazu deutliche Worte: "Es ist schon ein starkes Stück, sich zu Verhandlungen zu treffen und kein Angebot vorzulegen. So kann man eigentlich nur agieren, wenn man als Arbeitgeber auf Zeit spielen und lieber die Nutzer*innen des OVN zum unbeteiligten Spielball machen will, statt ordentlich zu verhandeln."

Zunächst mit starken zweitägigen Warnstreiks, die jeweils am 2. und 19. September starteten, stellten sich die Beschäftigten hinter die ver.di-Forderungen. Am 20. September zogen dann über 700 Busfahrer*innen mit ohrenbetäubendem Lärm durch die Kieler Innenstadt. Sie waren für die Demonstration aus ganz Schleswig-Holstein in die Landeshauptstadt gekommen.

Den für den 10. und 25. Oktober angesetzten Verhandlungsterminen blieben die Arbeitgeber gänzlich fern. Eine weitere starke Kundgebung an der Geschäftsstelle des OVN und beeindruckende Arbeitskampfmaßnahmen waren die unmissverständlichen Reaktionen der Beschäftigten. Sascha Bähring rechnete mit einer harten Auseinandersetzung und sendet an die Beschäftigten ein deutliches Signal: "Streik ist unser Grundrecht. Wir halten durch!"

Der OVN verstärkt mit seiner derzeitigen Linie ein grundsätzliches Problem. Bereits jetzt fallen wegen Personalmangels regelmäßig Linien aus. Das Personal flüchtet in besser bezahlte Branchen mit angenehmeren Arbeitszeiten. Die Arbeitsbedingungen im Busverkehr mit ihrer Entlohnung passen nicht mehr in die heutige Zeit.

Bei Redaktionsschluss wurde erneut gestreikt.