Doppelte Freude bei der Stadt Nürnberg: Beim Deutschen Personalräte-Preis waren gleich zwei Interessenvertretungen der Stadtverwaltung erfolgreich. Den Preis in Gold sicherte sich der Gesamtpersonalrat. Mit einer Rahmendienstvereinbarung setzt er ein klares Signal für eine gewaltfreie Stadtverwaltung. Im Zentrum steht dabei der Schutz der Beschäftigten – vor Beleidigungen, Pöbelei, Anfeindungen in den sozialen Medien und zum Teil massiver körperlicher Gewaltanwendung.

Die stellvertretende ver.di-Vorsitzende Christine Behle verwies in ihrer Laudatio auf die Impulse der DGB-Initiative "Vergiss nie, hier arbeitet ein Mensch!". Dem Gesamtpersonalrat sei es gelungen, wichtige und praxistaugliche Regelungen für eine gewaltfreie Stadtverwaltung zu treffen. "Das Projekt zeigt Durchsetzungsstärke, aber auch ein feines Gefühl für gesellschaftliche Notwendigkeiten", sagte sie.

Sonderpreis Jugend: Den zweiten Erfolg für die fränkische Metropole sicherte sich die Gesamtjugend- und Auszubildendenvertretung (GJAV) der Stadt Nürnberg. Sie bekam den Sonderpreis der DGB-Jugend, denn sie hat durchgesetzt, dass ab 2023 alle Azubis übernommen werden.

Außerdem wurde die GJAV der AOK Baden-Württemberg mit diesem Sonderpreis geehrt, denn die Azubis bekommen dank ihres Einsatzes jetzt alle Reisekosten zu 100 Prozent erstattet.

Silber: Über diese Auszeichnung kann sich der Gesamtpersonalrat der Stadt Frankfurt am Main freuen. Mit dem Projekt "AnStadt INTOLERANZ" zeigen die Kollege*innen, wie notwendig ein respektvoller Umgang ist. Das ist ein klares Bekenntnis für eine Kultur des Miteinanders. ver.di publik berichtete über dieses Projekt in Ausgabe 6/2021: publik.verdi. de/ausgabe-202106/respekt-für-alle

Bronze: Der Preis ging an den Hauptpersonalrat der Behörden, Gerichte und nichtrechtsfähigen Anstalten des Landes Berlin. Er schafft mit seinem Projekt Transparenz für von Diskriminierungsbeschwerden betroffene Beschäftigte.

Schwerbehindertenvertretung: Ein weiterer Preis wurde in dieser Kategorie vergeben. Er ging an den Medizinischen Dienst Bayern für eine umfassende Inklusionsvereinbarung für behinderte Beschäftigte, die viele Aspekte regelt, von der Einstellung bis zur Barrierefreiheit.

Der Deutsche Personalräte-Preis ist eine Initiative der Fachzeitschrift "Der Personalrat", er wird seit 2010 vergeben und würdigt die beispielhafte Arbeit von Interessenvertretungen im öffentlichen Dienst. Bewerbungen für nächstes Jahr sind schon jetzt online möglich: bund-verlag.de/personalrat/deutscher-personalraete-preis/einfach-bewerben

Betriebsrätepreise

Silber: Im März 2020, mit Beginn der Corona-Pandemie, meldete der Betreiber des Klinikums Peine Insolvenz in Eigenverwaltung an. Es bestand die Gefahr einer vollständigen Schließung, viele Mitarbeiter*innen kündigten. Heute ist das Klinikum gesichert: Es wurde rekommunalisiert, die öffentliche Hand hat den Betrieb wieder übernommen. Auch zuvor ausgegliederte Dienste wurden aus den Servicegesellschaften zurückgeholt. Der Standort ist gesichert. Und das ist ein Erfolg des Betriebsrats. Er erhielt dafür den Deutschen Betriebsräte-Preis in Silber. ver.di publik berichtete über dieses Projekt in Ausgabe 5/2021: publik.verdi. de/ausgabe-202105/zurück-in-die-öffentliche-hand

Sonderpreis Digitalisierung: Über diese Auszeichnung kann sich der Konzernbetriebsrat (KBR) der IBM Central Holding GmbH aus Hamburg freuen. Er hatte im Juli 2020 eine Konzernbetriebsvereinbarung abgeschlossen. Sie regelt die Einführung und den Einsatz von Systemen der Künstlichen Intelligenz (KI). Dabei hat der KBR im Blick behalten, dass die Systeme der Künstlichen Intelligenz fehlbar sind und ihre Effizienz von der Qualität der Daten, den Algorithmen und dem Training abhängt. Zudem sollte KI diskriminierungsfrei sein.

Publikumspreis: Diese Ehrung ging an den Betriebsrat der AWO Recklinghausen: Er hat in der Corona-Pandemie durchgesetzt, dass die AWO ihren Beschäftigten Dienstkleidung zur Verfügung stellen muss. Der BR-Vorsitzende Detlev Beyer-Peters berichtete in der ver.di publik 6/2021 wie das Gremium erreicht hat, dass der Arbeitgeber Dienstkleidung für jede Pflegekraft stellt. Zu diesem Zeitpunkt wusste er noch nichts von der bevorstehenden Auszeichnung: publik.verdi.de/ausgabe-202106/ der-hartnäckige

Der Betriebsräte-Preis ist eine Initiative der Fachzeitschrift "Arbeitsrecht im Betrieb". Er zeichnet seit 2009 das Engagement und die erfolgreiche Arbeit von Betriebsräten aus. Schon jetzt können sich Interessenvertretungen für 2022 bewerben: bund-verlag.de/betriebsrat/ deutscher-betriebsraete-preis/ einfach-bewerben

Heike Langenberg