Ausgabe 01/2022
Kurzmeldungen aus den Branchen
Verhandlungen früh zugespitzt
Postbank – Die Auftaktrunde bei den Tarifverhandlungen für die Postbank-Beschäftigten im Konzern Deutsche Bank zwischen ver.di und der Deutschen Bank ist am 10. Januar 2021 ergebnislos zu Ende gegangen. "Der Auftakt war enttäuschend", so ver.di-Verhandlungsführer Jan Duscheck. Besonders empörend sei, dass die Bank ein großes Fragezeichen an einen Ausgleich der Inflation durch eine entsprechende Gehaltserhöhung gemacht habe. Damit sei es sehr wahrscheinlich, dass es zu Warnstreiks kommen werde. ver.di war mit der Forderung nach 6 Prozent, mindestens aber 180 Euro mehr Gehalt in die Verhandlungen gegangen. Als pandemiebedingten Belastungsausgleich und als Ausgleich für pandemiebedingte Provisionseinbußen soll es für die Beschäftigten des Postbank Filialvertriebs insgesamt 1.500 Euro geben. Am 22. Februar wird weiterverhandelt.
Kein Angebot der Arbeitgeber
Versicherungen – Ende Januar haben die Tarifverhandlungen für die rund 160.000 Beschäftigten im Innendienst der privaten Versicherungswirtschaft begonnen. ver.di fordert eine Erhöhung der Gehälter um 5 Prozent und eine Einmalzahlung von 600 Euro bei einer Laufzeit von 12 Monaten. Neben spürbaren Gehaltserhöhungen fordert ver.di auch einen Rechtsanspruch auf Homeoffice, eine Verbesserung der Überstundenvergütung von Teilzeitkräften und eine Verlängerung der auslaufenden Tarifvereinbarung zur Übernahme von Auszubildenden. Die erste Verhandlungsrunde verlief ergebnislos. Die Arbeitgeber hatten trotz Aufforderung kein Angebot vorgelegt. Die 2. Verhandlungsrunde ist für den 23. Februar 2022 verabredet.
Die nächste Klinikbewegung
Krankenhäuser – Die Beschäftigten der sechs Unikliniken in Nordrhein-Westfalen haben am 21. Januar 2022 die NRW-Landesregierung und den Arbeitgeberverband aufgefordert, sofort Maß- nahmen gegen den Personalnotstand einzuleiten. Dafür haben rund 700 Beschäftigte aus den sechs Kliniken ein Ultimatum gestellt, das eine Frist von 100 Tagen vorsieht und am 1. Mai 2022 endet. Bis dahin erwarten sie den Abschluss eines Tarifvertrags zur Entlastung, der Mindestpersonalausstattungen für alle Bereiche der Unikliniken festlegt und angemessene Belastungsausgleiche vorsieht. Wie schon die Berliner Krankenhausbewegung Ende letzten Jahres deutlich gemacht hat, sind auch die Arbeitsbedingungen in den Kliniken in NRW nicht erst seit der Pandemie alarmierend.
Missbrauch von Kurzarbeit
Ryanair – Nachdem die in Deutschland unter Ryanair-Design firmierende Malta Air Anfang Januar die Schließung angekündigt hat, stehen die rund 250 Beschäftigten trotz tariflichen Sozialplans unter enormem Druck und sind der Willkür der Airline ausgeliefert. Der tarifliche Sozialplan ermöglicht den Beschäftigten zwar den Wechsel an andere Stationen in Deutschland und Europa mit entsprechenden Kompensationszahlungen und Sonderurlauben, die Firma versucht sich jedoch durch versteckte Klauseln in neuen Arbeitsverträgen vor dieser Verpflichtung zu drücken. Besonders pikant: Die Firma hat im Januar in den Dienstplänen der Betroffenen Kurzarbeit ausgewiesen, obwohl es für die Anwendung von Kurzarbeit keinerlei rechtliche Grundlage gibt. Der Tarifvertrag mit ver.di zur Kurzarbeit ist ausgelaufen und wurde nicht verlängert. ver.di befürchtet, dass anstelle der tariflichen Gehälter zu Unrecht Kurzarbeitergeld gezahlt wird.