Der Beginn der Corona-Pandemie wirkte sich 2020 auch auf die Zahl der Arbeitskämpfe aus. Doch 2021 wurde wieder mehr gestreikt. 917.000 Beschäftigte haben sich in diesem Jahr an Streiks und Aktionen beteiligt, hat das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut der Hans-Böckler-Stiftung festgestellt, ein Jahr zuvor waren es nur rund 276.000. Auch die Zahl der Ausfalltage sei von 342.000 auf 590.000 angestiegen. Damit habe sich das Streikgeschehen "wieder normalisiert" und lag im Vergleich der zurückliegenden 15 Jahre im oberen Mittelfeld.

Bei ver.di standen 2021 insbesondere die Tarifrunden im Öffentlichen Dienst der Länder und im Einzelhandel an. Doch die große Mehrheit der Arbeitskämpfe betraf einzelne Firmen, in denen um Haustarifverträge gestritten werden musste. Dabei war es häufig das Ziel, Unternehmen zum Anschluss an bestehende Branchentarifverträge zu bewegen. Nicht selten ging es auch darum, überhaupt eine Tarifbindung zu erreichen oder Tarifflucht abzuwehren, weil die Arbeitgeberseite Tarifverträge einseitig aufkündigen wollte.

Bei allen Streiks und Aktionen hat die Corona-Pandemie die Gewerkschaften vor spezielle Herausforderungen gestellt. Sie mussten oft kurzfristig neue Formate entwickeln. Dabei mussten sie etwa bestehende Auflagen des Infektionsschutzes berücksichtigen und umfangreiche Hygienekonzepte entwickeln. Gleichzeitig mussten Beschäftigte einbezogen werden, die im Homeoffice arbeiteten. Dabei griffen die Gewerkschaften häufig auf kreative, innovative Formen des Arbeitskampfes zurück, die bereits ab der zweiten Hälfte des Jahres 2020 erfolgreich erprobt worden sind, etwa internetbasierte "digital-Streiks", Streikkundgebungen im Autokinoformat oder Autokorsos.

red.