Die Mitgliederversammlung des ver.di-Ortsvereins im Landkreis Böblingen hat am 15. März turnusgemäß nach vier Jahren einen neuen Vorstand gewählt. Carola Grodszinski, die seit 2005 als Vorsitzende amtierte, hatte sich nicht mehr zur Wahl gestellt. Die anwesenden Mitglieder wählten ohne Gegenstimme Jochen Wagner zum neuen Vorsitzenden, Heinrich Babkowski zum stellvertretenden Vorsitzenden und Angelika Hohl, Stephan Hiller, Markus Selve und Hans-Dieter Schuh als weitere Vorstandsmitglieder.

Der Ortsverein hat rund 4.800 Mitglieder. Dazu zählen auch die Mitglieder des bis 2018 eigenständigen Ortsvereins Leonberg. Die Vorstandsmitglieder treffen sich regelmäßig alle acht Wochen und organisieren die unterschiedlichsten ver.di-Veranstaltungen. Eine Zusammenarbeit gibt es vor allem mit dem DGB, anderen Einzelgewerkschaften, der evangelischen und der katholischen Betriebsseelsorge sowie mit attac. Die wichtigsten Aktionen waren in den letzten Jahren der Europakongress zu internationalen gewerkschaftlichen Aktivitäten, der Sonntags-Brunch zu aktuellen (gewerkschafts-)politischen Themen und der rechtliche Feierabend.

"2020 brachte Corona das öffentliche Leben zum Erliegen und auch die Veranstaltungen des Ortsvereins", so Carola Grodszinski in ihrem Rechenschaftsbericht. Trotzdem hat der Ortsverein am 18. Juli 2020 auf dem Sindelfinger Marktplatz einen örtlichen Aufruf zur zentralen Stuttgarter Kundgebung organisiert mit dem Thema "Ihre Krise – nicht auf unserem Rücken". Unter anderem Pflegekräfte und Paketausfahrer berichteten an diesem Tag über ihre miesen Arbeitsbedingungen. Im Jahr 2021 hat der Ortsverein mit einer Infoveranstaltung auf die Ansiedlung der Firma Amazon in Darmsheim hingewiesen und auf deren gewerkschaftsfeindliche und arbeitnehmerunfreundliche Firmenpolitik.

Was laut Carola Grodszinski nur mäßig gelungen ist: mehr aktive Kolleg*innen zu gewinnen, betriebliche ver.di-Strukturen aufzubauen; noch mehr Leute zu finden, die sich verantwortlich fühlen, mehr Wirksamkeit in der Öffentlichkeit zu erreichen und mehr Menschen zu bewegen, Mitglied in der ver.di-Gemeinschaft zu werden.

Was ver.di weiterbringt, ist nach Überzeugung von Carola Grodszinski die Stärkung der Ortsvereine, zum Beispiel durch Vernetzung. Gemeinsam mit den Ortsvereinen des ver.di-Bezirks organisierte Veranstaltungen haben bereits stattgefunden, zum Beispiel eine Lesung mit dem Krimiautor Wolfgang Schorlau, eine Führung im Bauernkriegsmuseum, im vergangenen Jahr eine Führung in der KZ-Gedenkstätte Leonberg. In diesem Jahr geplant ist eine gemeinsame Fahrt zum KZ-Außenlager Strutthof im Elsass.

Eine bessere Vernetzung und Mitgliedergewinnung hat auch der neue Vorsitzende Jochen Wagner als Ziel seiner Amtszeit ausgegeben. Es zeichne sich ab, dass ehrenamtliche Gewerkschaftsmitglieder Aufgaben übernehmen müssen, die bisher Hauptamtliche geleistet haben. Wagner: "Wir brauchen also mehr Aktive."