Susanne Tidow ist eine "Allrounderin." So lässt sich die bodenständige Gewerkschafterin mit ihrem Engagement zumindest am besten beschreiben. Auch in ihrem Beruf als Flugzeugabfertigerin bei der Lufthansa muss sie vielseitig sein. Und: Ihr Lebenslauf ist ebenfalls durchaus wechselhaft.

Aufgewachsen bei den Großeltern, studiert sie Kommunikationswissenschaften und ist im Münchener Verlags- und Medienbereich tätig. Als ihre Großeltern dann pflegebedürftig werden, kümmert sich Susanne aufopferungsvoll um sie. Wird neben dem Job ein Verwandter betreut und gepflegt, steigt für gewöhnlich die Gefahr einer Überforderung. So auch bei Tidow.

Ideale mit Haltung

Mit Aushilfsjobs, unter anderem in einer Bäckerei und am Flughafen, hält sie sich über Wasser und schafft es nur langsam wieder ihre prekäre Situation zu verbessern. Freunde unterstützten sie dabei. Der jahrelange tagtägliche Kampf ums Überleben lässt ihr dabei wenig Zeit für die Teilhabe an gesellschaftlichen Diskursen. Dabei hat Susanne Tidow eine klare politische Einstellung, Ideale und Haltung: "Ich versuche in vielen Dingen sozialverträglich und umweltbewusst zu handeln, zum Beispiel beim Konsum, und mir klarzumachen, wie sich unser Verhalten sich global auswirkt."

Besonders die gesellschaftlichen Entwicklungen der letzten Jahre, gaben der 59-Jährigen zuletzt dann immer mehr zu denken. "Mich beunruhigt, dass die soziale Spaltung in Deutschland tiefer wird, befeuert durch die AfD und dadurch, dass Hass und sprachliche Verrohung von wachsenden Gesellschaftsschichten legitimiert werden. Antisemitismus und Rassismus werden als Meinung verharmlost, die man ja wohl noch äußern dürfe", sagt Tidow, die schließlich über den Arbeitskreis "Aktiv gegen Rechts" auf ver.di München aufmerksam wurde.

Was die Arbeit am Flughafen betrifft, beobachtet sie, wie in der Sorge um die berufliche Zukunft bei den Bodendiensten immer mehr das Zusammengehörigkeitsgefühl der Beschäftigten schwindet. "Stellenabbau, Restrukturierung, der massive Kostendruck, sowie die Verteilung der Arbeit auf wenigen Schultern, fordern ihren Tribut." Auch hier möchte sich Tidow nun engagieren.