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Tunesische Frauen sind erfahren im Kampf für ihre Rechte. Wenn's sein muss, fegen sie sich den Weg dafür freiFoto: Wassim Jdidi/imago images/ZUMA Wire

Bereits zum dritten Mal findet vom 3. bis 10. September die Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen statt. In diesem Jahr ist Tunesien Gastgeberland, tausende Teilnehmerinnen werden in Tunis erwartet.

Die 3. Weltfrauenkonferenz 2022 will sich im Einsatz für den Weltfrieden und gegen Aggressionskriege stark machen und ebenso die Folgen der Coronapandemie, der Weltwirtschafts- und Finanzkrise für Frauen thematisieren. Ziel ist die weitere Koordinierung und praktische Zusammenarbeit der weltweiten Frauenbewegung, die sich allein aus Spendenmitteln und eigenen Geldmitteln der Frauen finanziert.

Die Initiatorin

Monika-Gärtner Engel, Initiatorin der ersten Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen, betont die nach wie vor bestehende Notwendigkeit der Konferenz: "Bei aller Unterschiedlichkeit im Leben – die Kämpfe um Mindestlohn in Bangladesch, höhere Löhne in Italien, gegen Kriegsverbrechen in Bosnien, Boykott von Waffenlieferung in Griechenland, und für Entlastung in Deutschland – waren 1995 die Probleme weltweit im Kern erstaunlich ähnlich und viele, wie Gewalt an Frauen und Sexismus, begegnen uns allen gleich." Bis heute. Nur: Nach 1995 in Peking hat keine weitere UN-Weltfrauenkonferenz mehr stattgefunden. Es brauchte 16 Jahre, um 2011 die erste unabhängige Weltfrauenkonferenz zu realisieren.

Die Konferenz der Basisfrauen gilt als Kontrastprogramm zu den UNO-Weltfrauenkonferenzen, denn es treffen sich hier Arbeiterinnen, Hausfrauen, Bäuerinnen, Angestellte, Selbstständige, Lehrerinnen und andere Frauen aus aller Welt. Überall in Deutschland werden derzeit in örtlichen oder regionalen Gruppen Vorbereitungen getroffen. Frauen und Mädchen von der Basis erarbeiten Workshops, sammeln Spenden, laden Frauen aus anderen Ländern ein und organisieren gemeinsam Flüge und Unterkünfte in Tunis. Dort startet die Konferenz mit einer Großdemonstration auf den Spuren der Massenproteste der tunesischen Bevölkerung von 2010, mit denen der sogenannte Arabische Frühling und weitere Aufstände in anderen Staaten begannen. Aufstände, in denen auch Frauen eine große Rolle spielten.

Die jungen Frauen

Auf der Weltfrauenkonferenz lernen Frauen von Frauen. Junge Aktive, so steht es im Einladungsflyer, können "Gewerkschafterinnen aus Bangladesch begegnen, Frauen aus Bosnien, die mutig das Schweigen über die Vergewaltigungen im Krieg in Bosnien gebrochen und die Kriegsverbrecher vor den Gerichtshof in den Haag gebracht haben. Sie können sich mit Frauen aus Afrika austauschen, die sich wie die jungen Frauen in Fridays for Future für die Umwelt einsetzen. Sie können Frauen aus Argentinien kennenlernen, die in einem vom katholischen Glauben beherrschten Land ein kostenloses Abtreibungsrecht bis zur 14. Woche erkämpften."

Anna Vöhringer, 26 Jahre alt, gelernte Gesundheits- und Krankenpflegerin nahm bereits an den Vorbereitungstreffen zur diesjährigen Konferenz teil. "Wir werden zeigen, dass junge Frauen mit viel Power für ihre Anliegen kämpfen – egal ob für die unbefristete Übernahme nach der Ausbildung, für bessere Lernbedingungen in Schulen und Unis oder gegen Sexismus. Vor allem aber schließen wir uns zusammen gegen die akute Weltkriegsgefahr." Und sie weiß auch, dass die Konferenz auf die jungen Frauen als Teilnehmerinnen angewiesen ist, sie sind die Perspektive, die Organisatorinnen der Zukunft, diejenigen, die die Frauenbewegung am Leben halten.

Zwischen den Konferenzen können sich alle Frauen in fünf Sprachen über aktuelle Proteste informieren und sie unterstützen. Es wird über Streiks von Arbeiterinnen und inhaftierte Gewerkschafter*innen berichtet, und aktuell über alles, was die anstehende Konferenz betrifft.

Das Netzwerk

Die 1. Weltfrauenkonferenz 2011 fand in Caracas in Venezuela mit 3.500 Teilnehmerinnen aus vier Kontinenten und 43 Ländern statt. Sie fasste den Beschluss, alle fünf Jahre eine Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen durchzuführen. Die 2. Weltfrauenkonferenz 2016 in Kathmandu in Nepal wurde bereits in 60 Ländern vorbereitet, Delegierte aus 40 Ländern nahmen teil. Nina Dusper, zuletzt auch Delegierte beim ver.di-Bundeskongress 2019, war eine von ihnen. Der Austausch und die Zusammenarbeit mit anderen Basisfrauen sei enorm wichtig, sagt sie.

"In Nepal waren wir fünf Frauen, die die Frauenbewegung in Deutschland in der Generalversammlung repräsentierten. Wir erfuhren dort, dass kurz vorher in Nepal Frauen aus einer Fabrik für bessere Bezahlung streikten. Frauen aus Indien erzählten, wie sie Massendemonstrationen gegen Gewalt an Frauen organisierten, nachdem eine Studentin in einem Bus vergewaltigt worden war. Aus Sri Lanka berichtete eine Umweltaktivistin wie sie große Konzerne in die Knie zwangen, die dort das Land zerstören." Berichte von wehrhaften Frauen, die oft nicht den Weg in die Öffentlichkeit finden, aber zeigen, dass Frauen nicht machtlos sind.

So ist über die Jahre nicht nur ein riesiges Netzwerk entstanden, sondern eine Bewegung mit festen Wurzeln in relevanten lokalen Bewegungen und Organisationen. Für Gleichberechtigung, Teilhabe und gegen Gewalt gegen Frauen überall auf der Welt.

Aktuelle und weiter Infos sowie die Anmeldung zur 3. Weltfrauenkonferenz unter worldwomensconference.org