Wachstum scheint die Messlatte unserer Wirtschaft zu sein. Immer mehr muss es werden, zuletzt wuchs die Weltwirtschaft durchschnittlich um 2,8 Prozent im Jahr, sagt die Autorin Ulrike Herrmann. Daraus ergebe sich, dass sich die globale Wirtschaftsleistung alle 26 Jahre verdoppele.

Unser Wirtschaftssystem ist zum Wachstum verdammt. Aber kann das unendlich so weitergehen? Nein, sagt Herrmann und erklärt das in ihrem neuesten Buch ausführlich und verständlich. Die Erde kommt damit an ihre Grenzen. Ressourcen werden aufgebraucht, das Klima nachhaltig geschädigt, so dass ein Überleben auf der Erde nur möglich wird, wenn wir uns vom Wachstum verabschieden.

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Niemand möchte das Wort Verzicht in den Mund nehmenVerlag

"Die Menschheit kann nur überleben, wenn sie keine Treibhausgase mehr emittiert", schreibt sie – und das bedeute etwa für Deutschland, dass die Wirtschaftsleistung um mindestens 30 Prozent schrumpfen müsse. Das bedeutet aber für jede*n Einzelne*n von uns Verzicht – und dieses Wort möchte keine Partei in den Mund oder ins Wahlprogramm nehmen.

Dass das funktionieren kann, erläutert Herrmann am Beispiel der britischen Kriegswirtschaft ab 1939. Die Wirtschaft wurde innerhalb kürzester Zeit umgewidmet, wobei es heute nicht um die Herstellung von Waffen und anderem Kriegsmaterial geht, sondern Notwendiges für den ökologischen Umbau, ohne dabei weiter auf ungehemmtes Wachstum zu setzen. Es entstand eine Form von Planwirtschaft durch die Zuteilung von Rohstoffen, Krediten und Arbeitskräften. Produkte wurden rationalisiert, und jede*r Verbraucher*in bekam das gleiche zugeteilt.

Eine Kreislaufwirtschaft schlägt Herrmann als Mittel gegen die Probleme unserer Zeit vor, in der nur so viel verbraucht wird, wie recycelt werden kann. Und dafür könne die britische Kriegswirtschaft ein Modell liefern: "Sie zeigt, wie eine private Planwirtschaft die zivile Produktion geordnet schrumpfen kann – und wie sich dann knappe Güter rationalisieren lassen, damit der soziale Frieden erhalten bleibt." Eine Idee, mit der man sich mal auseinandersetzen sollte.

hla

Ulrike Herrmann: Das Ende des Kapitalismus. Warum Wachstum und Klimaschutz nicht vereinbar sind – und wie wir in Zukunft leben werden, Kiepenheuer & Witsch, Köln, 341 Seite, 24 Euro, ISBN 978-3462002553