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Schwarzbuch Krankenhaus

Es tut weh, diesen Reader zu lesen. 30 Erfahrungsberichte von Krankenhausbeschäftigten macht die Rosa-Luxemburg-Stiftung in dem Schwarzbuch Krankenhaus öffentlich. Zusammengetragen wurden sie von einem Kollektiv von Krankenhausbeschäftigten, die das Schweigen brechen wollen. Wobei die Zustände in den Krankenhäusern, die durch überlastetes und fehlendes Personal entstehen, weder neu noch unbekannt sind. Aber in der Wucht, wie sie hier auf die Lesenden einprasseln, sind sie eindrucksvoll. Es bleibt zu hoffen, dass Politiker*innen und Verantwortliche das Schwarzbuch lesen – und Konsequenzen daraus ziehen.

Gesammelt wurden die Berichte während der gewerkschaftlich organisierten Streiks, mit denen an über 20 Unikliniken bereits konkrete Erfolge erzielt werden konnten. Verbesserte Personalbemessungen, tatsächliche Konsequenzen für die Arbeitgeber bei deren Unterschreiten, mehr Freizeit und Entlastung für das Personal wurden in Tarifverträgen geregelt. Erste Schritte hin zu mehr Entlastung und messbarer Erfolg einer emanzipatorischen Krankenhausbewegung, die diese Missstände im Gesundheitswesen bekämpft und benennt.

"Kliniken sind am Limit. Menschen sterben, weil am Personal gespart wird. Täglich spielen sich unvorstellbare Szenen ab. Von Neugeborenen, die ins Leben stürzen, weil keine Hebamme da ist, um sie aufzufangen, über Patient*innen, die nicht davon abgehalten werden können, sich im Krankenhaus das Leben zu nehmen, weil die Kolleg*innen an ihren Grenzen arbeiten, bis hin zu Menschen, die in Wartezimmern unbemerkt versterben", lautet die nüchterne Zusammenfassung des Buches in der Einleitung. Erschreckend ist auch, dass es zwar Einzelfälle sind, aber Einzelfälle, wie sie immer wieder in den Kliniken vorkommen.

Zwischen den Berichten kommen eine Intensivpflegerin und ein Anwalt zu Wort. Die Kollegin berichtet vom Kampf für mehr Entlastung, der Jurist berichtet über rechtliche Grundlagen des Widerstands. Das Buch ist ein erschreckendes Zeugnis vom Alltag der Beschäftigten, aber auch der Patient*innen und ihrer Angehörigen.

hla

Rosa-Luxemburg-Stiftung (Hrsg.): Schwarzbuch Krankenhaus. Das Schweigen brechen, Mai 2023, kostenloser Download unter rosalux.de/ publikation/id/50301/schwarzbuch-krankenhaus