Auf flinken Füßen

Erste Tarifabschlüsse in mehreren Bundesländern erreicht

Die bundesweite Tarifkampagne des ver.di-Fachbereichs Handel führte weniger als drei Monate nach ihrem Auftakt zu einem ersten Tarifabschluss. In der Nacht zum 11. Juni einigten sich die Tarifparteien des Einzelhandels in Nordrhein-Westfalen auf Lohnerhöhungen ab 2009 und 2010.

Mittlerweile ist der Abschluss von der Großen Tarifkommission bestätigt worden und damit wirksam. Weitere Landesbezirke, darunter Bayern, Hamburg, Rheinland-Pfalz, das Saarland, Schleswig-Holstein und Hessen, haben inzwischen ebenfalls die Verhandlungen im Einzelhandel abgeschlossen und ähnliche Ergebnisse erzielt. Dabei wurden zwei Prozent Entgelterhöhung ab September 2009 und weitere 1,5 Prozent ab 1. September 2010 vereinbart. Außerdem gibt es während der 24-monatigen Laufzeit des Vertrags in den Jahren 2010 und 2011 jeweils 150 Euro als Einmalzahlung bzw. Vorsorgeleistung.

"Unsere wichtigsten Ziele haben wir erreicht", erklärte Margret Mönig-Raane, stellvertretende ver.di-Vorsitzende und Leiterin des Fachbereichs Handel, nach dem Abschluss in NRW. "Wir sind schnell zu einem Ergebnis gekommen, wir haben eine Reallohnerhöhung erreicht, wir haben Öffnungsklauseln abgewehrt, also die Möglichkeit, den Tarifvertrag betrieblich zu unterlaufen." Außerdem seien die Auszubildenden in die Entgelterhöhung einbezogen worden.

Abstriche musste ver.di bei der Laufzeit der bisher abgeschlossenen Einzelhandels-Tarifverträge machen. Sie gelten nun 24 statt der geforderten zwölf Monate. Auf der Tarifkoordinierungskonferenz am 23. Juni legten die Teilnehmer/innen fest, dass der NRW-Tarifvertrag Pilotabschluss für alle Landesbezirke ist. Er darf nicht unterschritten werden.

Mit vielen Streiks und Aktionen hatten Einzelhandelsbeschäftigte bundesweit ihre Forderungen nach Einkommenserhöhungen deutlich gemacht. So zogen 600 Mitarbeiter/innen des Drogerie- discounters Schlecker Mitte Mai während ihres Streiks zur Konzernzentrale in Ehingen, um dort zu protestieren. Beschäftigte von Real, H&M, Kaufland, Ikea, Kaufhof und vielen anderen Unternehmen streikten und bezogen oft auch die Kunden in die Aktionen mit ein. Margret Mönig-Raane bilanziert: "Der Entschlossenheit der Kolleginnen und Kollegen zum Arbeitskampf ist letztlich der rasche Abschluss im Einzelhandel zu verdanken!"

Groß- und Außenhandel

Trotz vieler druckvoller Streiks konnte bis Ende Juni im Groß- und Außenhandel noch kein Tarifabschluss erreicht werden. Auch nach der vierten Verhandlungsrunde gab es weder in Baden-Württemberg noch in Bayern einen akzeptablen Vorschlag der Arbeitgeber. Während sich ver.di und die Arbeitgeber in Baden-Württemberg auf den 6. Juli vertagten (nach Redaktionschluss), wurde in Bayern kein neuer Termin festgelegt.

In der bundesweiten Tarifkampagne gilt nach den Abschlüssen im Einzelhandel die Devise: "Jetzt gemeinsam für den Groß- und Außenhandel". Gemeinsam soll es gelingen, den Beschäftigten im Groß- und Außenhandel zu den längst verdienten Lohnerhöhungen zu verhelfen. "Gerade in Teilen des Großhandels werden in der aktuellen Wirtschaftskrise weiter gute Geschäfte gemacht, so dass es Spielraum für kräftige Erhöhungen gibt", sagt Uwe Erschens, Bundesfachgruppenleiter Groß- und Außenhandel.

Gudrun Giese