Fragen an Stephanie Werzner

Stephanie Werzner ist 40 Jahre alt. 1998 machte sie ihr Examen als Krankenschwester und arbeitet seither in der Lippischen Nervenklinik in Bad Salzuflen. Dort ist sie Betriebsratsvorsitzende und seit dem 30. Juli ausgesperrt, da sie einen Haustarifvertrag durchsetzen will. Stephanie Werzner ist seit November 2007 bei ver.di. Sie ist geschieden, hat eine 20-jährige Tochter und lebt in Herford.

WAS WAR DEIN TRAUMBERUF?

Ich wollte Wirtschaftsprüferin werden; mein Mathematiklehrer aber sagte mir, dass mein Sozialverhalten doch besser einsetzbar sei als meine mathematischen Kenntnisse. Jetzt habe ich meinen Traumberuf.

WAS IST DAS SCHÖNE AN DEINEM BERUF?

Kontakt mit Menschen, den Patienten, aber auch anderen Berufsgruppen. Den Sinn in seiner Arbeit täglich sehen. Und die Rückmeldung der Patienten.

WAS IST NICHT SO SCHÖN DARAN?

Die immer weiter ausgebaute Dokumentationspflicht, die wichtig ist, aber auch oft die Zeit für die Patienten nimmt.

WAS TUST DU FÜR ANDERE?

Im Moment versuche ich, meine streikenden Kolleginnen und Kollegen zu unterstützen, aber auch im Betriebsratsgremium die Interessen der noch Arbeitenden zu vertreten. Nicht immer leicht. Viel Freizeit haben wir im Moment nicht, denn Arbeitnehmer, Gewerkschafterin und Betriebsrat zu sein ist anstrengend und benötigt viel Zeit.

WAS KANN DEINE GEWERKSCHAFT FÜR DICH TUN?

Ich habe eine große Unterstützung durch die Gewerkschaft erfahren. Wenn man mal meint, dass nichts mehr geht, wird man immer wieder aufgebaut. Die Gewerkschaft hat auch durch die Organisation der Solidarität uns gegenüber dafür gesorgt, dass ein Durchhalten leichter fällt.

WER BRAUCHT DERZEIT UNSERE SOLIDARITÄT AM DRINGENDSTEN?

Definitiv die Arbeitnehmer der Lippischen Nervenklinik, denn die kämpfen für Demokratie im Betrieb. Man bedenke: Sie werden ausgesperrt, ohne dass der Arbeitgeber jemals das Gespräch mit der Tarifkommission gesucht hat.

WAS HAST DU IN DEINEM LEBEN NOCH VOR?

Ich will wieder in dieser Klinik arbeiten. Außerdem steht noch meine Traumreise ins Tal der Könige an. Ich hoffe also, dass ich gesund und fit bleibe.