Rund 1,2 Millionen Beschäftigte im Gesundheitswesen verletzen sich europaweit jedes Jahr an Skalpellen, Spritzen oder Braunülen und laufen damit Gefahr, sich eine schwere Krankheit zuzuziehen. Diese Zahl nennt Karen Jennings, verantwortlich für Gesundheits- und Sozialdienste beim Europäischen Gewerkschaftsverbund für den öffentlichen Dienst (EGÖD). Allerdings gehen Experten davon aus, dass nur etwa zehn Prozent der Unfälle gemeldet werden.

Um dieses hohe Berufsrisiko einzudämmen, haben sich Gewerkschafter und Arbeitgeber auf EU-Ebene darauf geeinigt, künftig verstärkt auf Schulungen und Präventionsarbeit zu setzen. Sie unterzeichneten im Juli eine entsprechende Rahmenübereinkunft, die noch im Oktober dem EU-Parlament und Ministerrat als Blaupause für einen EU-Richtlinienentwurf vorgelegt werden soll. "Wir hoffen, dass im Zuge dieser Richtlinie endlich die neueste Sicherheitstechnik - von sicheren Entsorgungsbehältern bis hin zu Braunülen - in allen Krankenhäusern angewendet wird", sagt Herbert Beck, stellvertretender Personalratsvorsitzender der Universitätsklinik Heidelberg, der für ver.di an den EU-Verhandlungen beteiligt war. "Aus Kostengründen wird leider immer noch auf sicheres Arbeitsmaterial verzichtet."

Die Folge können schwerste Erkrankungen wie Hepatitis B und C oder gar Aids sein. 2008 wurden allein bei der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW), die die nichtstaatlichen Einrichtungen in Deutschland versichert, 39 094 Arbeitsunfälle durch Stich- und Schnittverletzungen gemeldet, die zu einem HIV-Test oder einer Hepatitisprophylaxe geführt haben. Und das sind nur die bekannten Fälle.

UTA VON SCHRENK

Was tun im Ernstfall?

Diese Sofortmaßnahmen helfen, das Infektionsrisiko herabzusetzen:

Stich- und Schnittverletzungen

  • Blutung anregen
  • Desinfizieren mit einem alkoholischen Präparat (Liste beim Verbund für Angewandte Hygiene www.vah-online.de)
  • Verbinden

Kontamination der Schleimhaut

(Mund, Nase, Augen)

  • Desinfizieren mit PVP-Jod
  • Spülen mit Wasser oder Kochsalzlösung

Kontamination von wunden Hautstellen

  • Desinfizieren mit PVP-Jod

Kontamination der intakten Haut

  • Desinfizieren mit einem alkoholischen Präparat der VAH-Liste

Wichtig: Die Verletzung dem Betriebsarzt melden, es werden dann weitere Schritte wie Gefährdungs-beurteilung, Blutuntersuchungen, Impfung oder das Verordnen von Medikamenten eingeleitet.

Quelle: BGW