Wie geht es weiter mit der Telekom? Eine Frage, die jetzt viele beschäftigt. Hier kommen Fakten, Zahlen und Hintergründe. Alles was man wissen sollte um mitzudiskutieren

"Verkehrte Welt der Telekom", urteilte jüngst ein Kommentator der Süddeutschen Zeitung (SZ), "einerseits schüttet sie an ihre Aktionäre Rekord-Dividenden aus - gleichzeitig aber will sie den Lohn von 50000 Mitarbeitern schmerzhaft drücken. Für diese unglückliche Verquickung trägt der Großaktionär Bund die Verantwortung."

"Die Brücke zum Kunden" - Münchner Beschäftigte Hand in Hand für eine bessere Telekom

Wem nutzt das alles ?

Tatsächlich sind der Bund und die KfW-Bankengruppe (früher: Kreditanstalt für Wiederaufbau) mit zusammen 31,70 Prozent Hauptanteilseigner der Deutschen Telekom AG - die KfW Bankengruppe gehört dem Bund und den Bundesländern. Die Hauptanteilseigner sind natürlich die Nutznießer des Dividendensegens, den Telekom-Chef Obermann bei der Hauptversammlung Anfang Mai verkünden durfte.

So fragen Beschäftigte und Beobachter immer häufiger, ob nicht die zuständigen Politiker auf Dividenden verzichten und so die übelsten Grausamkeiten gegenüber den Mitarbeitern abgefedert werden könnten. "Während die Koalition erbittert über die Einführung eines Mindestlohns streitet, schaut sie bei der Telekom tatenlos zu, wie dort die Gehälter markant abgesenkt werden sollen. Finanzminister Steinbrück hätte besser daran getan, auf die Dividendenmilliarden der Telekom zu verzichten. Dies wäre ein aktiver Beitrag für die Gehältergerechtigkeit in Deutschland gewesen, die seine Partei derzeit so lautstark und zu Recht einfordert", meint etwa der anfangs zitierten Kommentator der SZ.

Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) zieht sich bislang jedoch hinter das Argument zurück, die Politik könne sich nicht in das operative Geschäft des Vorstands einmischen. Grundsätzlich stehe er jedoch hinter den Plänen des Telekom-Vorstands. Steinbrück hat dabei eigene Interessen: Er will den Bundeshaushalt sanieren, auch mit weiterem Verkauf von Telekom-Aktien. Gut also, wenn die hübsch aussehen.

Ein weiterer Großaktionär bei der Telekom AG ist die US-Investmentgesellschaft Blackstone. Eine "Heuschrecke", würde Steinbrücks Kollege Franz Müntefering vielleicht sagen. Das internationale Gewerkschaftsnetzwerk UNI Global Union forderte Blackstone jetzt erneut auf, mäßigend auf den Telekom-Vorstand Einfluss zu nehmen. Die Gewerkschaften würden nicht hinnehmen, wie die Dividende auf Kosten der Beschäftigten gesteigert würde, schreibt UNI-Generalsekretär Philip J. Jennings an den Blackstone-Chef Stephen A. Schwarzma. Und weiter: "Wir werden unseren Einfluss auf die Verwalter von Pensionsfonds geltend machen, die Gelder von Millionen unserer Mitglieder verwalten." Für eine klare Botschaft im Sinn eines Kompromisses sei es nicht zu spät, heißt es in dem Brief abschließend.

Langfristige Strategie

Ein weiterer wichtiger Akteur in Sachen Telekom ist die Regulierungsbehörde, die Bonner Bundesnetzagentur. Sie wurde 1998, zwei Jahre nach dem ersten Börsengang der Telekom AG gegründet und untersteht dem Bundeswirtschaftsministerium. Präsident ist der Jurist und Volkswirtschaftler Matthias Kurth, SPD. Aufgabe der Bundesnetzagentur ist unter anderem die Regulierung des Telekommunikationsmarkts. Auf Deutsch: Wettbewerbern des ehemaligen Monopolisten (Bundespost) soll Chancengleichheit am Markt eingeräumt werden. Deshalb muss die Telekom AG auch ihre Tarife von der Bundesnetzagentur durchwinken lassen. Und wurde bislang davon abgehalten, mit annähernd ähnlichen Angeboten auf Kundenfang zu gehen, wie die Konkurrenz von der "Geiz-ist-geil"-Fraktion.

Trotz hoher Kundenverluste in den letzten Jahren hält die Deutsche Telekom AG noch immer mehr als 80 Prozent aller Kundenanschlüsse. Ziel der Bundesnetzagentur, bzw. der zuständigen Politiker ist es, diesen Anteil weiter zu drücken und den Markt für die Konkurrenz weiter zu öffnen.