Die Liste der Solidaritätsadressen wird immer länger

Seit Montag stehen den Telekom-Beschäftigten nun auch höhere Mächte zur Seite: Laut einer Erklärung der Arbeitnehmer-Bewegungen der Kirche "widerspricht es jeglichem Gerechtigkeitsgefühl, wenn den Telekom-Aktionären eine Rekorddividende bezahlt wird und die Beschäftigten gleichzeitig Einkommenseinbußen hinnehmen sollen." Unterzeichnet haben dies die Katholische Arbeitnehmer-Bewegung Deutschland (KAB), die Christliche ArbeiterInnen-Jugend, der KAB der Erzdiözese Freiburg sowie die Evangelische Arbeitnehmerschaft (EAN) in Baden. Sie appellieren an den Telekom-Vorstand, gemeinsam mit den Beschäftigten und ver.di einen Kompromiss zu finden.

Große Signalwirkung auf das europäische Ausland

Diese Forderung wird auch auf weltlicher Seite immer lauter und zahlreicher. Dies zeigt sich in zahlreichen Solidaritätsbekundungen gegenüber ver.di. Darunter bekannte zahlreiche Betriebsräte von Großkonzernen wie der Betriebsrat von MAN, von DaimlerChrysler Hannover und der Gesamtbetriebsrat T-Systems Enterprise Services GmbH. Auch Gewerkschafts- und Sozialverbände wie die IG Metall Küste oder die Initiative "Sozialprotest" Kyffhäuserkreis erklären schriftlich ihren Beistand. Große Unterstützung auch aus ver.di. Der Bundesfachbereich Postdienste, Speditionen und Logistik verurteilt in seiner Solidaritätsadresse das Vorgehen des Vorstandes der Deutschen Telekom AG, "der die Folgen von Missmanagement auf Kosten der Beschäftigten bereinigen will."

Die Macht des Streiks strahlt auch auf das europäische Ausland aus: Die Kolleg/innen von T-Mobile Österreich haben ihrem Management eine Resolution mit dem dezenten Hinweis übergeben, dass Kollektivvertragsflucht oder ähnliche Maßnahmen auch bei T-Mobile Austria zu heftiger Gegenwehr seitens der Belegschaft und der GPA führen würde. Im benachbarten Kroatien hatten bereits im April rund 850 Telekom-Mitarbeiter/innen solidarisch die Arbeit niedergelegt. Das sind rund 15 Prozent der dort Beschäftigten, deren sonniger Horizont von ähnlichen Problemen verdunkelt wird.

Auch die Franzosen haben größtes Verständnis für die hiesigen Arbeitskampfmaßnahmen. Am 28. Mai wird es einen solidarischen Ausstand der Mitarbeiter von T-Systems France geben; auch hier wird um Basisrechte der Mitarbeiter/innen gerungen. In Irland beobachtet man den Verlauf des Streiks aufmerksam und will helfen, wo man kann. 16000 Mitglieder zählt dort die Communications Workers Union; die Bedeutung des Telekom-Streiks für alle europäischen Gewerkschaften wird in ihrer Solidaritätsadresse ausdrücklich betont. Der jüngste Gruß kommt von den Kolleg/innen aus Serbien. So schreibt die erste alternative Gewerkschaft Nezavisnost: "Wir kennen die Schwierigkeiten bei der Verteidigung der Arbeitsrechte, aber eure Entschiedenheit und Willenskraft ist die Garantie für die erfolgreiche Beendigung des Streiks".

Erfolg schon vor Ort sichtbar

Die internationale Gewerkschaftsorganisation UNI hat mittlerweile auf ihrer Website eine Vorlage geschaltet, in die hinein jeder unkompliziert einen Brief an René Obermann schreiben kann und ihm seine persönlichen Gründe für die Unterstützung der Telekomer erklären kann. Einfach hier anklicken und dem Chef eine Freude machen:

www.union-network.org/uniindep.nsf/ProtestDTMay07?openform.

Über Erfolg direkt vor Ort können sich die ver.dianer des Projekts "Newcomer" freuen. Die wachsende Unterstützung durch die Bevölkerung zeigt sich an zahlreichen Spontan-Beitritten. Auch die verteilten Flyer, die vor dem Hintergrund der aktuellen Situation die Bedeutung der Mitgliederwerbung aufzeigen, gingen weg wie ver.di-Westen.

Für den Streik der Telekom-Beschäftigten haben die Bundesbürger großes Verständnis. In einer Umfrage für den stern bekundeten

78 Prozent Verständnis

für den Ausstand. Auf Unverständnis stößt der Streik bei 19 Prozent. Mit "weiß nicht" antworteten 3 Prozent

Quelle: Forsa. Auftraggeber: stern