Die Telekom-Betriebsrätin widersprach bei der Hauptversammlung der Aktionäre dem Vorstandschef Obermann. Auszüge ihrer Rede vom 3.Mai

Kornelia Dubbel, Telekom-Betriebsrätin, vertrat zusammen mit Kollegen 1,7 Millionen Aktien von Telekom-Beschäftigten

Die Mitarbeiter erwarten von Ihrem Management nicht mehr und nicht weniger, als Arbeitsinstrumente und -Abläufe, die ein produktives Arbeiten ermöglichen!

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Sicherlich hat der enorme Kundenverlust mit der Regulierung gegen die Telekom zu tun, sicher mit dem Marktumfeld, mit dem massiven Preisverfall - aber genau so sicher auch mit dem völlig überzogenen Personalabbau der letzten Jahre, der fast ausschließlich in der T-Com stattgefunden hat, damit wurde das Potenzial der T-Com massiv heruntergefahren. Die Qualitätsprobleme, von den Mitarbeiten immer wieder adressiert, wurden viel zu lange ignoriert. Die knappe Personaldecke hat zusammen mit IT- und Prozessproblemen, die ich schon beschrieben habe, schwer auf die Kundenbindung geschlagen.

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Um sie zurückzuholen und nicht noch mehr Kunden zu verlieren, sollten Sie alles einsetzen, was Sie haben!

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Glaubt denn hier wirklich jemand, die Mitarbeiter würden untätig zusehen, wenn man sie in ihrer Existenz bedroht? Und das, obwohl sie den ganzen Schlamassel gar nicht zu verantworten haben? Wer hat Milliarden verpulvert, um die Fehlentscheidung, eine T-Online gegen die T-Com zu setzen, wieder rückgängig zu machen? Wer hat das bekannteste Label "Telekom" zerschlagen für ganz viele Labels: T-Com, T-Mobile, T-Online, T-Home, T-One (viele Köche, viele Hüte? oder was?) Wer hat die Produktpalette gegen die Warnungen der Mitarbeiter, dass der Kunde nicht mehr durchblickt (und die Mitarbeiter bald auch nicht mehr!) immer weiter ausufern lassen? - Wir unterstützen Herrn Obermann in seinem Bemühen, das zu ändern, aber er hatte und hat es ausdrücklich mitzuverantworten!

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Mit den Beschäftigten gemeinsam können Vorstände große Erfolge erzielen, vorausgesetzt, sie arbeiten an den Problemen mit.

Die Mitarbeiter wünschen sich ein Unternehmen und sie arbeiten hart daran, dass den besten Service bietet, den Kunden zufrieden stellt, die Beschäftigten gut bezahlt und auch stolz darauf ist, steigende Dividende versprechen kann, ohne das Geld von den Mitarbeitern kassieren zu müssen. Ein Unternehmen, das Vorreiter ist in Sachen Arbeitsbedingungen und Innovation. So stellen wir uns ein Service-Unternehmen 1. Klasse vor!

Der Service eines Unternehmens kann nur gut sein, wenn die Organisation des Unternehmens gut ist. Die Mitarbeiter können arbeiten bis zum Umfallen. Wenn die Arbeitsorganisation nicht stimmt, stehen sie auf verlorenem Posten. Wie kann eine Arbeitsorganisation gut sein, wenn sie durchschnittlich alle 7 Monate neu ausgerichtet wird? Da sind schwerwiegende Fehler gemacht worden!

Noch nie, noch nie wurde jemals einer dieser Fehler zugegeben! Jede Neuorganisation wurde als das non plus ultra vom jeweiligen Management angepriesen. Waren es diese Fehler, Herr Obermann, die Sie veranlasst haben, so viele Manager auszutauschen?

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Werfen Sie endlich die Beraterfirmen raus, die bei jeder Neuorganisation Millionen kassieren, nur um Ihnen wieder das Zick nach dem Zack zu empfehlen, auch wenn es sich um "befreundete Unternehmen" handelt - auf solche Freunde können Sie leicht verzichten. Sie haben die Fachleute im eigenen Haus, die kein Geld dafür nehmen und bessere Beratung liefern - Ihre Mitarbeiter!

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Dieses Wissen in den Köpfen der Mitarbeiter sollten Sie nutzen - statt ihnen die Schuld für Ihre Fehler zuzuschieben und sie in "Service"-Gesellschaften auszugliedern, einzig und allein, um sie schlechter bezahlen zu können.

Die Probleme der alten werden auch die Probleme der neuen Gesellschaft sein - Probleme kann man nicht verschieben, man muss sie lösen! Fangen Sie endlich damit an! Finden Sie den Mut, Ihren Kurs zu korrigieren. Was sie derzeit machen, kann nicht gut gehen. Dieser Crashkurs fährt das Unternehmen an die Wand!