Verkehrsbetriebe von Prag und Dresden kooperieren, und die Auszubildenden lernen mit den Nachbarn

Von Birgit Tragsdorf

Azubis international in Dresden

Dresden | Es steht in ihrem Ausbildungsvertrag: "Sie sind verpflichtet, innerhalb ihrer dreijährigen Lehrzeit an einem mehrwöchigen Austausch und einer Ausbildung bei den Prager Verkehrsbetrieben teilzunehmen." Die jungen Leute, die bei den Dresdner Verkehrsbetrieben im ersten Lehrjahr den Beruf Fachkraft im Fahrdienst lernen, sind begeistert von ihren ersten Erfahrungen in Prag. Auch wenn sie mit ihren tschechischen Sprachkenntnissen noch am Anfang stehen.

Die tschechischen Jugendlichen, die in Prag den Beruf eines Operators des Verkehrsbetriebs und der Verkehrswirtschaft lernen, werden im nächsten Jahr ihre Praktikumswochen in Dresden verbringen. Dies ermöglicht ein Projekt, das von der EU und mit Bundesmitteln gefördert wird. Und für das sich vor allem in den Ver- kehrsbetrieben und Berufsschulen von Prag und Dresden Kolleg/innen fanden, die die praktische Umsetzung vor Ort mit jeder Menge Engagement betreiben. Den Grundstein dafür legte ver.di in Sachsen 2003 mit einem EU-Projekt zur Dienstleistungszu- kunft, bei dem mit Hilfe von Fördermitteln Beschäftigungsinitiativen in den Grenzregionen unterstützt wurden. Nun liegt der Schwerpunkt des neuen Projekts in der Ausbildung des Nachwuchses in den Verkehrsbetrieben von Prag und Dresden. Die nächsten Jahre bringen deutliche Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt, auch aufgrund der zu erwartenden demographischen Veränderungen. ver.di sieht es besonders in den grenznahen Regionen als eine regionalpolitische Aufgabe an, sich diesen Veränderungen zu stellen.

Dresdner Straßenbahn auf "Prag" getauft

Am 24. April taufte in Dresden DVB-Vorstand Hans-Jürgen Credé mit seinen tschechischen Partnern eine Straßenbahn auf den Namen "Prag". Sie fährt in Zukunft durch die sächsische Stadt, zeigt der Öffentlichkeit, wie Ausbildung über Grenzen funktionieren kann und sich Menschen besser verstehen, weil sie mit- und voneinander lernen.

Im Vorfeld haben die Dresdner und Prager Lehrkräfte genau die Ausbildungssysteme verglichen, ebenso Lehrinhalte und den Ausbildungsbedarf geprüft. In den beiden Berufen, Fachkraft im Fahrbetrieb und Operator des Verkehrsbetriebes und der Verkehrswirtschaft, gibt es natürlich vergleichbare Schwerpunkte, so im Kundenservice und Marketing, in der Verkehrsorganisation, den Fremdsprachen, in der Fahrzeugtechnik und den Funktionen von Verkehrsunternehmen. Die Ausbilder haben erkannt, dass für die Zukunft eine europataugliche Angleichung der beruflichen Ausbildungsstrukturen notwendig ist. Das gilt auch für die Anerkennung von Abschlüssen. Ein Europapass beschreibt Aus- und Weiterbildung im jeweiligen Ausland und kommt auch im Projekt von Dresden und Prag zum Tragen.

Seit 2006 lernt auch ein junger Tscheche bei den Dresdner Verkehrsbetrieben. Er kann als sprachkompetenter Koordinator vermitteln und Traditionen und Gebräuche tschechischer Kunden erklären. Denn die Zahl der Touristen aus dem Nachbarland ist gerade in Dresden stark gestiegen. Als Gast in Prag freut sich ein Dresdner andersherum sicher auch, wenn er Auskunft in seiner Muttersprache erhält und erkennt, wie eng einst die sächsischen und böhmischen Nachbarn miteinander umgingen.

Für die jungen Leute in den Berufsschulen und den Verkehrsbetrieben beider Städte ist das Projekt in jedem Fall eine Bereicherung. Weil sie durch den Austausch ihre Nachbarn besser kennen lernen. Und weil sie neue Wege in der Ausbildung gehen.