Die Teilnehmer der IGB-Jugendkonferenz in Berlin verlangen mehr Verteilungsgerechtigkeit

"Trotz beispiellosen Weltwirtschaftswachstums haben die meisten von uns gar keine oder unsichere Arbeit." So brachte Prosper Chitambara das Dilemma auf den Punkt. Er forderte "menschenwürdige Arbeit für junge Leute überall". Damit unterstützte der junge Gewerkschafter aus Simbabwe - wie alle 200 Teilnehmer/innen der Jugendkonferenz des Internationalen Gewerkschaftsbundes (IGB) - die IGB-Kampagne: "Decent Work / Decent Life" ("Anständige Arbeit / Anständiges Leben"). Aber gibt es Gemeinsamkeiten im Leben junger Menschen in Industrie-, Schwellen- und Entwicklungsländern? Was haben Landarbeiter in Simbabwe mit Praktikanten aus Deutschland gemein? Chitambaras Antwort: Arbeitslosigkeit und Prekarität bestimmen den Alltag weltweit. Noch nie waren so viele junge Leute ohne Job wie heute - egal, wo sie wohnen.

Beschäftigungspakt global

Bei der Entwicklung internationaler Strategien stoßen Gewerkschafter auf Widerstand. Europa-Parlamentarier Harlem Désir erklärte: "Weist man Politiker aus Entwicklungsländern auf die Einhaltung von Normen in Gesundheitsschutz, Sozialversicherungen, Arbeitszeiten hin, entgegnen sie oft: Dann verlieren wir ja auch noch den letzten Wettbewerbsvorteil." "Aber meist besitzen die Arbeiter kein Eigenkapital. Und das zwingt sie zu physischen Strapazen", sagte Chitambara dazu. Den Arbeitern sei es auch in Entwicklungsländern nicht egal, unter welchen Bedingungen sie arbeiten. Sie setzen sich täglich für Verbesserungen ein, zum Teil unter Lebensgefahr. Gabriella Bonilla, Jugendreferentin des IGB in Lateinamerika, sagte: "Exporthandelszonen in Südamerika wurden als Arbeitsplatzgoldmine begrüßt. Stattdessen werden dadurch mehr junge Frauen ausgenutzt, verletzt und schikaniert." "Schlechte Arbeit oder keine Arbeit" - so beschrieb Guy Ryder, IGB-Generalsekretär, den Zwiespalt.

Die Konferenzteilnehmer forderten: "Wirtschaftswachstum muss für Beschäftigungschancen eingesetzt werden. Ein globaler Beschäftigungspakt für die Jugend ist notwendig."

Jürgen Kiontke

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