Ausgabe 10/2007
Jetzt wird gestreikt
Arbeitgeber bleiben stur, Beschäftigte haben begriffen. Ihre Bereitschaft zum Streik ist groß
Der ver.di-Bezirk Stuttgart hat bis zum 30. September in über 50 Einzelhandelsbetrieben Arbeitskampfabstimmungen durchgeführt. Die Beschäftigten entschieden dabei auch über längerfristige Streikmaßnahmen. In nahezu allen Betrieben stimmten über 90 Prozent der Gewerkschaftsmitglieder für Streik. Auf gesonderten Stimmzetteln machten viele noch nicht in ver.di organisierte Beschäftigte mit. Auch da stimmten in der Regel weit über 80 Prozent für Arbeitskampfmaßnahmen. Die Streikwelle lief im Oktober an.
Das ungewöhnlich hohe Abstimmungsergebnis drückt aus, dass die Beschäftigten im Einzelhandel mit ihrer Geduld am Ende sind. Seit neun Monaten halten die Arbeitgeber stur an ihren Forderungen nach Streichung aller Zuschläge im Manteltarifvertrag fest. Vorher würde es kein Gehaltsangebot geben. Der Gehaltstarifvertrag ist seit dem 31. März dieses Jahres ausgelaufen. Während die Beschäftigten fast aller anderen Branchen ihre Lohn- und Gehaltserhöhung längst in der Tasche haben, verweigern die Arbeitgeber im Einzelhandel ihren ohnehin schlecht bezahlten Beschäftigten jegliche Verbesserung. Sie sollen wieder einmal Reallohnverluste hinnehmen.
Bis ein Ergebnis auf dem Tisch liegt
Doch langsam aber sicher lernen die Beschäftigten dazu. Die Erkenntnis, nur wer kämpft, kann etwas durchsetzen, macht sich breit. Im Bezirk Stuttgart wurde in einigen Betrieben bereits im Juli mehrere Tage und mit neuen Arbeitskampfformen gestreikt. Die Arbeitgeber werden einen heißen Herbst bekommen. Die Beschäftigten im Einzelhandel haben begriffen, dass sie solange kämpfen müssen, bis ein akzeptables Ergebnis auf dem Tisch liegt.RED