Zum ersten Mal haben die DGB-Gewerkschaften den Index Gute Arbeit vorgelegt. Gerade im Niedriglohnbereich sind die Beschäftigten mit ihren Arbeitsbedingungen häufig unzufrieden

Arbeit ist für viele Menschen ein entscheidender Faktor in ihrem Leben. Zumindest für die Menschen, die Arbeit haben. Doch Arbeit ist nicht gleich Arbeit, auf die Bedingungen kommt es an. Eine hohe Zahl an Arbeitslosen und ein stark ausgedehnter Niedriglohnbereich haben in den vergangenen Jahren zu einem massiven Druck auf den Arbeitsmarkt geführt. Deswegen haben der DGB und seine Mitgliedsgewerkschaften in diesem Jahr zum ersten Mal ihren Index der Arbeit vorgelegt.

Knapp 6000 Befragte - vom Mini-Jobber bis zum leitenden Angestellten - konnten im Frühjahr ihre Arbeit nach verschiedenen Kategorien bewerten. Das Ergebnis der repräsentativen Befragung ist ein Durchschnittswert von 58 Punkten auf einer Skala von 0 bis 100. Schlechte Arbeit liegt bei 0 bis 50 Punkten, gute beginnt bei 80, erklärt der DGB-Vorsitzende Michael Sommer das Bewertungsschema.

Respektloser Umgang, wenig Aufstiegschancen

"58 Punkte, das signalisiert große Defizite und ein erhebliches Verbesserungspotenzial. Brennpunkte sind dabei fehlende Aufstiegsperspektiven, geringe berufliche Zukunftssicherheit und ein nicht ausreichendes Einkommen", sagt Sommer. Dabei habe sich gezeigt, dass schlecht Bezahlte vielfach auch schlechte Arbeitsbedingungen haben: "Bezieherinnen und Bezieher niedriger Einkommen berichten deutlich öfter als besser Bezahlte von großen gesundheitlichen Belastungen, respektlosem Umgang, schlechter Führungsqualität und einem Mangel an Aufstiegschancen", sagt der DGB-Vorsitzende. Insbesondere Hilfs- und Leiharbeiter waren mit ihren Arbeitsbedingungen unzufrieden. Sommer erneuerte die gewerkschaftliche Forderung nach einem Mindestlohn von mindestens 7,50 Euro pro Stunde.

Der ver.di-Vorsitzende Frank Bsirske beklagte den Wandel der Normalarbeit: 42-Stunden-Wochen, Zeit- und Termindruck und körperlich einseitige Belastung hätten in den vergangenen Jahren zugenommen. Gute Arbeit ist für ihn zukunftssicher, ausreichend bezahlt, bietet Schutz für die Gesundheit und vor psychischer Überforderung, lässt Möglichkeiten zur Einflussnahme zu und wird vor allen Dingen wertgeschätzt. Als Beispiel für den Wandel nannte er die Krankenhäuser, in denen seit 1996 rund 50000 Arbeitsplätze abgebaut, gleichzeitig aber eine Million Patienten mehr behandelt worden seien.

Mit dem Index Gute Arbeit, der jährlich vorgelegt werden soll, richten sich die Gewerkschaften nicht nur an Betriebs- und Personalräte, sondern auch an die Beschäftigten selbst. "Wir wollen einen Rahmen bieten, in dem die Beschäftigten selbst zu Akteuren guter Arbeit werden können", sagte Bsirske. HLA

www.dgb-index-gute-arbeit.de