Eine Zukunft auf drei Säulen

Betriebliche und private Vorsorge nehmen bei den Alterseinkommen eine immer wichtigere Rolle ein. Aber nicht alle können sich das leisten

Im Alter kann man sich immer weniger leisten

"Die Renten sind sicher" ist ein bekannter Spruch, mit dem der damalige Bundesarbeitsminister Norbert Blüm (CDU) für die gesetzliche Rente warb. Doch wie sichern die Renten wirklich die Versorgung im Alter? Die Deutsche Rentenversicherung Bund (DRV) hat jetzt untersuchen lassen, wie hoch die Renten für Menschen sein werden, die in fünf bis 25 Jahren verrentet werden. Das sind die Jahrgänge 1942 bis 1961.

Ein Ergebnis: Renten können das durchschnittlich nötige Alterseinkommen finanzieren - aber nur, wenn alle drei Säulen des Rentenversicherungssystems dafür genutzt werden. Das bedeutet, dass neben der gesetzlichen auch die betriebliche und die private Vorsorge eine immer größere Rolle spielen werden.

Arbeitgeber ziehen sich aus der Finanzierung zurück

"Dazu muss man aber erst einmal finanziell in der Lage sein", sagt Judith Kerschbaumer. Sie leitet beim ver.di-Bundesvorstand den Bereich Sozial-, Gesundheits- und Arbeitsmarktpolitik. Sie verweist darauf, dass nach den Zahlen der DRV der Anteil der Männer, die eine betriebliche Altersvorsorge haben, im Westen über den untersuchten Zeitraum hinweg konstant bei 35 Prozent bleibt.

Aber sie gibt auch zu bedenken, dass sich die Arbeitgeber immer stärker aus der Finanzierung der betrieblichen Altersvorsorge zurückziehen. Damit steige der Anteil, den die Beschäftigten selbst dafür aufbringen müssen. Und das könnten sich in Zeiten von zunehmenden Minijobs und Niedriglöhnen immer weniger leisten. Das zeige sich auch daran, dass bei den Frauen im Westen die Versorgungsquote im untersuchten Zeitraum sogar noch leicht sinken wird.

"Hier ist ver.di auch tarifpolitisch gefordert", sagt Kerschbaumer. Aber es stelle sich auch die Frage, wie diejenigen aufgefangen werden, die sich zusätzliche Altersvorsorge nicht leisten können. Denkbar ist für die Gewerkschafterin beispielsweise, dass bei langjährigen Niedriglöhnern die Rentenpunkte aus Steuergeldern höher bewertet werden.

Außerdem müsse es flexible Anwartschaften geben für so genannte Patchwork-Biografien, also für Menschen, die häufig zwischen verschiedenen Jobs wechseln. Selbstständige müssten über eine Erwerbstätigenversicherung abgesichert werden.

Trotz der an sich positiven Durchschnittszahlen der Studie befürchtet Judith Kerschbaumer, dass "Altersarmut für viele eine absehbare Realität wird". Insbesondere der Osten Deutschlands könne zum Armenhaus werden. Zum einen sinkt dort die Höhe der Rentenanwartschaften im Vergleich zu heute um bis zu 15 Prozent. Das Niveau wird für Frauen der Jahrgänge 1957 bis 1961 bei 690 Euro liegen, für Männer bei 820 Euro. Gründe sind die hohe Arbeitslosigkeit, längere Zeiten der Selbstständigkeit und das sinkende Lohnniveau. Hinzu kommt, dass dort die betriebliche Altersvorsorge noch nicht sehr weit verbreitet ist. Diese Vorsorgeform ist noch im Aufbau: Für die Jahrgänge 1957 bis 1961 wird ihr Anteil für beide Geschlechter auf zehn Prozent geschätzt.

Renten der jungen Frauen steigen

Als gute Botschaft sieht Kerschbaumer, dass die Renten für jüngere Frauen im Westen im Vergleich zu den Älteren um acht Prozent auf 623 Euro steigen. Für sie ist das ein Zeichen dafür, dass die beste Alterssicherung für Frauen eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung ist.

AVID 2005

Die Deutsche Rentenversicherung Bund hat untersuchen lassen, wie sich die Renten in Zukunft entwickeln werden. Das Ergebnis wurde Ende November in der Studie "Altersvorsorge in Deutschland 2005", kurz AVID 2005, vorgelegt. Abgerufen werden kann sie im Internet unter www.altersvorsorge-in-deutschland.de