Bald viel Platz im Gebäude der Finanz-IT

Abau von Arbeitsplätzen droht

Bei den seit Monaten anhaltenden Fusionsverhandlungen der FinanzIT und Sparkassen-Informatik (SI) scheinen sich die schlimmsten Befürchtungen von ver.di zu bewahrheiten. Mit der Übernahme der FinanzIT durch die SI sind beim größten niedersächsischen IT-Dienstleister Arbeitsplätze bedroht, und die Mitbestimmungsvereinbarungen geraten im neuen Aufsichtsrat zur Makulatur.

Der neue Marktriese als zentraler Informatik-Dienstleister der deutschen Sparkassengruppe soll rückwirkend zum 1. Januar gebildet werden. Den Standorten der FinanzIT Hannover, Berlin, Saarbrücken und Leipzig mit zusammen rund 2600 Beschäftigten droht so das Schicksal einer "verlängerten Werkbank" der fünf SI-Filialen in Süddeutschland und Nordrhein-Westfalen mit derzeit 3800 Mitarbeiter/innen. Für die wesentlichen Entwicklungen und Produkte der FinanzIT wird es da keinen Platz mehr geben, befürchtet ver.di. Derzeit scheint völlig offen, ob und welche Kernkompetenzen bei den FinanzIT-Standorten erhalten bleiben.

Die von den Arbeitnehmervertretern geforderte Öffnung für neue Kunden außerhalb der Sparkassenfinanzgruppe scheint derzeit überhaupt kein Thema zu sein. Auf einer Demonstration im Januar hatten 300 Beschäftigte der FinanzIT in Hannover ihre Forderungen gegen den Abbau von Arbeitsplätzen und Arbeitnehmerrechten und für den Kompetenzerhalt ihres Unternehmens deutlich gemacht.

Stattdessen droht künftig der rüde Umgang der SI-Geschäftsführung mit ihren Beschäftigten auch in die neue gemeinsame Gesellschaft einzukehren. Denn in diesen neuen Aufsichtsrat sollen offenbar nur noch wenige Beschäftigtenvertreter/innen einziehen. "Ein Treppenwitz", so Christoph Meister, ver.di-Fachbereichsleiter in Niedersachsen-Bremen. "Das Unternehmen wird fast drei Mal so groß - und die Beschäftigten sollen aus dem Aufsichtsrat verschwinden."

Geschwiegen wird über die Zukunft der Arbeitsplätze

Noch bei Aufnahme der Fusionsgespräche war vereinbart worden: Produkte und Beschäftigte sollten gleichwertig in das neue Unternehmen eingebracht werden. Doch alle Beteuerungen der Eignerseite seien nur "Lippenbekenntnisse" gewesen, so die Gesamtbetriebsratsvorsitzende Gisela Buchholz. Zu den großen Gesellschaften der FinanzIT gehören auch die Nord/LB und der Sparkassenverband Niedersachsen, deren Rolle bei den Fusionsverhandlungen von ver.di kritisch gesehen wird. Nach dem Konzept für die gemeinsame Gesellschaft werden fünf Jahre für die Vereinheitlichung der technischen Systeme veranschlagt. Die enormen Kosten sollen alleine die Sparkassen der FinanzIT tragen, erst anschließend sollen jährliche Einsparungen von mindestens 200 Millionen Euro erzielt werden. Und über die Auswirkungen des rigorosen Sparkonzepts auf die Arbeitsplätze herrscht bis heute Schweigen. "Finanzminister Hartmut Möllring, CDU, ist bei diesem Thema leider auf Tauchstation gegangen", so Meister.

Die Mitarbeiter der FinanzIT haben bisher keine Beschäftigungssicherung wie die SI-Mitarbeiter. Standortschließungen sind zwar bis 2012 ausgeschlossen. Jedoch sind keine Personalgrößen zugesichert und es ist völlig unklar, ob den Standorten der FinanzIT zukunftsfähige Schlüsselfunktionen zugewiesen werden oder es ein "Sterben auf Raten" geben wird.