Ausgabe 03/2008
Angst und Verunsicherung
Beim Textildiscounter KIK wollen die Beschäftigten die Arbeitsbedingungen nicht länger hinnehmen
"Billig, billig" ist die Devise des zur Tengelmanngruppe gehörenden Textildiscounters KIK. Das gilt nicht nur für seine T-Shirts und Blusen, sondern auch für die Löhne und Gehälter seiner Beschäftigten. Für rund 1250 bis 1400 Euro brutto schuften die Arbeiter in der KIK-Zentrale im westfälischen Bönen. . Jetzt regt sich Widerstand. Seit Beginn des Jahres sind über 100 Kolleg/innen ver.di-Mitglied geworden.
Norbert Glaßmann, zuständiger Sekretär im ver.di-Bezirk Unna/Hamm, sagt über die Arbeitsbedingungen im KIK-Zentrallager: "Die Kollegen berichten von Arbeitszeiten von zehn Stunden am Tag, oft an sechs Tagen in der Woche. Dabei liegen die Löhne und Gehälter deutlich unter dem Tarifniveau." Beträgt der tarifliche Stundenlohn für einen Lagerarbeiter im nordrhein-westfälischen Einzelhandel 10,96 Euro, zahlt KIK einen Stundenlohn .
Die meist türkischen, russischen und marokkanischen Beschäftigten arbeiten unter Bedingungen, fernab geltender Standards. .
Draußen stehen vier Millionen Arbeitslose
Gleichzeitig herrscht im Betrieb ein Klima der Angst und Verunsicherung. Ein geflügelter Satz, der in den Lagerhallen der KIK-Zentrale den Vorgesetzten zugeschrieben wird, lautet: "Wenn es dir nicht passt, wir haben viele Fenster und Türen, such dir eines aus, draußen stehen vier Millionen Arbeitslose."
Im Dezember vergangenen Jahres suchten einige Beschäftigte Hilfe beim ver.di-Bezirk Unna/Hamm. Norbert Glaßmann: "Die Kollegen wollen sich mit den miserablen Arbeitsbedingungen nicht mehr abfinden." Breite Zustimmung bei den Beschäftigten fand auch eine ver.di-Aktion vor den Werkstoren Anfang Februar. Norbert Glaßmann: "Die Kollegen haben geradezu darauf gewartet, dass sich jemand um sie kümmert. Nach der Aktion, bei der ich Flugblätter und meine Visitenkarte verteilt habe, stand mein Handy nicht mehr still." Die Geschäftsleitung sammelte die Flugblätter wieder ein und drohte den Kollegen mit Rauswurf. Norbert Glaßmann: "Diese Einschüchterungsversuche werden uns nicht daran hindern, auch bei KIK ‚normale' Verhältnisse einzurichten. Die Wahl eines Betriebsrates steht hier ganz oben auf der Tagesordnung."uwe reepen