Die Mecom-Gruppe kauft Zeitungen und Verlage auf. Ihr Ziel: Gewinne durch Stellenabbau

Protest vor dem Brabants Dagblad

Wachstum durch Zukäufe, Rendite-Erhöhung und Entlassungen - auf diesen Nenner lässt sich das Geschäftsprinzip der Mecom-Group bringen, die von dem Iren David Montgomery geführt wird. In den Niederlanden übernahm Mecom im vergangenen Jahr die Verlagsgruppe Koninklijke Wegener NV, in Deutschland den Berliner Verlag (u.a. Berliner Zeitung, Berliner Kurier), die Hamburger Morgenpost und die Netzeitung. Im Jahr 2006 schluckte Mecom den in Nord- und Osteuropa arbeitenden norwegischen Medienkonzern "Orkla Media". Rund 300 Zeitungen, aber auch Druckereien und Online-Portale gehören heute zu Mecom.

Für zwanzig Prozent Rendite

Der Konzern ist in London börsennotiert. Mecom-Chef Montgomery gehören an seinem Konzern nur rund 0,53 Prozent (Stand März 2007). Die wesentlichen Anteile halten Finanzinvestoren. Die Käufe wurden zu großen Teilen von Banken finanziert.

Mit seinem Sparkurs versucht Montgomery, die Gruppe auf Rendite zu trimmen. Die Investoren verlangen hohe Erträge; Bankschulden und Zinsen müssen bedient werden. Bisher ging die Strategie nicht auf: Die Aktie brach in einem Jahr um 74 Prozent ein. Im ersten Halbjahr 2008 erhöhten sich die Nettoverschuldung auf 673 Millionen Euro und der Verlust auf 22 Millionen Euro. Im ersten Halbjahr 2007 lag der Verlust bei 20,8 Millionen Euro. Trotzdem: 20 Prozent Rendite sollen erwirtschaftet werden. Dafür kündigte Mecom Stellenabbau in den Niederlanden und Deutschland an.

Niederlande: Die Belegschaft wehrt sich

Anfang Juli kam es bei den sieben Zeitungen der niederländischen Wegener-Gruppe zu Warnstreiks. Jede zehnte der rund 4000 Stellen sollte gestrichen werden. Die Belegschaften drohten mit weiteren Streiks. Die Geschäftsleitung beugte sich dem Druck und versprach einen neuen Business-Plan. Schließlich einigte sich die niederländische Journalistengewerkschaft NVJ mit der Wegener-Geschäftsleitung. Die 800 Arbeitsplätze der Journalisten bleiben erhalten. Es gibt keine Kündigungen bis 2011. Pro Journalist werden bis zu 1000 Euro im Jahr in die multimediale Weiterbildung investiert. Strittig bleibt das Renditeziel: Von den angepeilten 20 Prozent rückte die Geschäftsleitung ab, will aber immer noch 15 bis 20 Prozent erreichen. "Die Vereinbarung zwischen der Gewerkschaft NVJ und Wegener sorgt für eine Atempause. Bis 2011 sind die Redakteursstellen der Wegener-Zeitungen gesichert", sagt Ron Lodewijks, Vorsitzender des Redaktionsrates vom Brabants Dagblad. Dennoch bleibt er skeptisch: "Wegener fordert weiter Einsparungen, um 15 bis 20 Prozent zu erreichen. Die NVJ und die Redaktionen der Wegener-Zeitungen halten das für zu hoch." Zudem werden weiterhin Kündigungen im Verlag befürchtet.

Dänemark: 350 Arbeitsplätze gestrichen

Durch den Kauf von "Orkla Media" gehören Mecom auch in Dänemark 60 Zeitungen, vier Druckereien und Online-Portale. Im November 2006 wurde der Belegschaft mitgeteilt, dass im folgenden Jahr 350 Stellen abgebaut werden. Betroffen waren vor allem Verlagsangestellte, aber auch einige Führungskräfte mussten gehen. Die Redaktionen blieben weitgehend unangetastet. Zu einer Protestwelle wie in Deutschland und den Niederlanden kam es nicht. In Dänemark gibt es keine Betriebsratsstruktur wie in Deutschland. Die Beschäftigten werden durch gewerkschaftliche Vertrauensleute vertreten, wobei jede Berufsgruppe für sich allein verhandelt. Für die Redakteure der Tageszeitung Berlingske Tidende gibt es eine Vereinbarung mit den Vertrauensleuten, nach der ihre Artikel auch in den anderen Blättern der Gruppe erscheinen dürfen. Das birgt die Gefahr, dass weniger Redakteure benötigt werden und weitere Stellen gestrichen werden. In dem Abkommen wurden Abfindungen für Beschäftigte vereinbart, die freiwillig gehen.

Deutschland: Gegen Stellenabbau

In Deutschland will Mecom 150 bis 200 Arbeitsplätze streichen. Dagegen wehrten sich die Beschäftigten, unter anderem durch Warnstreiks beim Berliner Stadtmagazin Tip. Die Gewerkschaften einigten sich mit der Geschäftsleitung auf ein Moratorium: Bis 28. Oktober 2008 kommt es nicht zu Entlassungen. Bis zum Stichtag wird verhandelt.SILKE LEUCKFELD

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