Ausgabe 12/2008
Callcenter wird geschlossen
Von Helga Kunze |Der Kompromiss für die Telekom-Callcenter bietet für Freiburg keinen Trost
Freiburger Beschäftigte protestieren
Nach monatelangem Tauziehen um die Callcenter der Telekom AG haben Gesamtbetriebsrat und Arbeitgeber in einer Einigungsstelle einen Kompromiss gefunden. Statt wie ursprünglich geplant nur 24 bleiben jetzt bundesweit 33 Standorte erhalten. Hinzu kommen Callcenter der Telekom-Tochter Vivento an sechs Standorten.
"Bei jedem Kompromiss gibt es Gewinner und Verluste", kommentiert Reiner Geis, Geschäftsführer des ver.di-Bezirks Südbaden, das Ergebnis. Für Heilbronn, wo das Callcenter jetzt doch bestehen bleibt, biete der Kompromiss ein gutes Ergebnis. Das sei aber für Freiburg kein Trost. Hier wird das Callcenter im Herbst geschlossen, betroffen sind 160 Beschäftigte, viele von ihnen Schwerbehindete, Frauen oder Teilzeitarbeitskräfte. "Eine Schließung ohne Not", sagt Geis. Arbeit sei genug vorhanden.
Vorstand als Hardliner
Der Gewerkschafter kritisierte die Telekom. Sie entwickele sich zu einem Hardliner im Arbeitgeberlager. Er sieht in den bundesweiten Schließungen ein "Instrument der Lohnsenkung". Den Freiburger Beschäftigten werden zum einen Ersatzarbeitsplätze in Rottweil angeboten. Bei einer Protestaktion im Herbst sind die Freiburger Betroffenen probeweise mit dem Zug von Freiburg zum Standort Rottweil gefahren. Das Ergebnis: ein langer Arbeitstag, 13 Stunden mit An- und Abfahrt. Das hält ver.di für unzumutbar.
Außerdem soll es Ersatzarbeitsplätze in Offenburg in einem Callcenter der Telekom-Tochter Vivento geben. Offenburg ist zwar leichter zu erreichen, aber das Callcenter dort hat nur einen Verkaufsschutz bis 2010. Ferner sei ein Wechsel mit "erheblichen Lohn- einbußen" verbunden, so Geis.
Bei einer Mitarbeiterversammlung Anfang Dezember konnte der Vorstand noch keine konkreten Vorschläge machen, wie es jetzt weitergeht. Alle 110 Angestellten und 50 Beamten sollen wohl Übernahmeangebote für Rottweil oder Offenburg bekommen. ver.di will die Beschäftigten jetzt nicht im Regen stehen lassen. "Wir werden jeden Einzelfall prüfen", versprach Geis. Ist der Sozialplan günstig? Passt der Ersatzarbeitsplatz in Rottweil oder Offenburg? Oder gibt es woanders in der Region noch Alternativen? Zu der letzt genannten Frage arbeitet ver.di mit der örtlichen Arbeitsagentur zusammen. Auch Dienstleister aus der Schweiz haben bereits nach qualifizierten Arbeitskräften nachgefragt. Und Basel ist mit 60 Kilometern nicht weiter von Freiburg entfernt als Offenburg.
Reiner Geis sieht auch die örtliche Politik mit dem Angebot kommunaler Angebote in der Pflicht. Freiburgs Oberbürgermeister Dieter Salomon (Bündnis 90/Die Grünen) hatte sich zuvor bereits wütend und enttäuscht geäußert, weil der Telekom-Vorstand Gespräche mit Kommunalpolitikern abgelehnt hatte.
Seit der Bekanntgabe der Schließungspläne hatte es immer wieder Proteste der Beschäftigten gegeben. Anfang November haben rund 1000 Kolleg/innen aus den von der Schließung bedrohten Servicecentern des Deutsche Telekom Kundenservices vor der Konzernzentrale in Bonn protestiert. Mit dabei waren auch 60 Beschäftigte aus Freiburg. Aber auch in Freiburg hatte es mehrere Aktionen gegeben.