Ausgabe 12/2008
Das Prekariat ist weiblich
Der Frauenrat Mittelhessen stellt sein Wahlkampfthema 2009 vor
Das Prekariat. Ein moderner Begriff, der Grammatik nach sächlich. Schaut man im Duden nach, so steht zu lesen: "Man weiß nicht, wie man aus einer schwierigen Lage herauskommen kann, misslich". Was steckt real dahinter, wollte der Frauenrat von ver.di Mittelhessen wissen. Deshalb luden die Kolleginnen aus den unterschiedlichsten Berufszweigen Mitte November die hessische Frauensekretärin Ilka Briest zu einer Diskussion ins Gießener Gewerkschaftshaus ein. Prekär arbeiten und leben bedeutet im wirklichen Leben: geringer Lohn, nicht auf Dauer beschäftigt, keine Absicherung durch die Sozialversicherung, kaum arbeitsrechtlicher Schutz, sagte Briest. Und weiter: "Die einzige Wachstumsbranche in Hessen ist der Niedriglohnsektor mit inzwischen 11 Prozent aller Beschäftigten." Nimmt man Frankfurt, so beziehen in der größten Stadt Hessens aktuell 12000 Menschen Hartz IV, obwohl sie arbeiten; 27000 Menschen erledigen mehr als einen Job.
Nur Zuverdienerinnen
Und nun die Preisfrage: Welches Gesicht hat das Prekariat? Richtig, ein weibliches. Doppelt so viele Frauen wie Männer arbeiten und leben prekär, also misslich, ohne große Chancen. Es müsste heißen: die Prekariat. Noch heute werden Frauen häufig nur als Zuverdienerinnen betrachtet. Branchen wie das Gesundheits- und Sozialwesen, Dienstleistungen im Allgemeinen, leben davon. Der Frauenrat Mittelhessen hat sich vorgenommen, das im Wahljahr 2009 zum Thema zu machen. Zum Beispiel an Info-Ständen, zusammen mit der Arbeitsgemeinschaft sozialdemokratischer Frauen.reb