Erstmals Streiks in mehreren Betrieben

Stuttgart, 27. Juli 2009, morgens um 4 Uhr: Ca. 100 Beschäftigte von FIS, WISAG Airport und ISS haben sich mit bunten Streikwesten bekleidet vor Terminal 3 des Stuttgarter Flughafens versammelt. Besuch bekamen sie von Kolleg/innen anderer Sicherheits- und Bewachungsfirmen wie WISAG, Pond und OSD Schäfer. Alle waren freudig überrascht, wie viele Kolleg/innen dem Streikaufruf der Gewerkschaft ver.di gefolgt sind. Ab 5 Uhr 30 demonstrierten die Streikenden erstmals durch die Hallen des Stuttgarter Flughafens und informierten die erstaunten Passagiere, warum sie die Arbeit niedergelegt haben. Meistens war Verständnis zu spüren. Ab 6 Uhr 30 sickerte durch, dass die ersten Flugzeuge nur mit erheblicher Verspätung starten konnten. Insgesamt waren es dann 28 Flugzeuge mit Verspätungen bis zu 40 Minuten. Ein erster Erfolg des Warnstreiks.

Am anderen Tag vor dem Haupttor 1 des Daimlerwerkes Untertürkheim ein ähnliches Bild. Hier waren es in erster Linie die Kolleg/innen von WISAG, die dem Streikaufruf von ver.di gefolgt sind. Besuch erhielten sie ebenfalls von Kolleg/innen anderer Firmen. Auch die Arbeitgeber waren offensichtlich überrascht über die Entschlossenheit der Kolleginnen und Kollegen und vereinbarten einen Verhandlungstermin mit ver.di. Dieser entpuppte sich jedoch als große Enttäuschung. Die Arbeitgeber sahen sich nicht in der Lage, ihr Angebot zu verbessern. Mit einem Abschluss, der umgerechnet auf das Jahr unter einem Prozent läge, kann sich ver.di nicht abfinden.

Jetzt ist Schluss mit der kollektiven Bettelei

Konsequenz: Erneuter ganztägiger Warnstreik am 10. August in der Region Stuttgart. Dieses Mal wurden weitere Firmen in den Warnstreik genommen. Ca. 200 Kolleginnen und Kollegen machten mit. Betroffen waren die Firmen WISAG Airport, FIS, ISS, WISAG, OSD Schäfer und Securitas. Mehrere Kolleginnen und Kollegen von Pond solidarisierten sich mit den Streikenden. Das war ein großer Erfolg. Bernd Wuttig, zuständiger Bezirkssekretär: "So langsam lernen die Kolleginnen und Kollegen zu streiken. Das wird auch höchste Zeit, damit wir endlich aus dem Niedriglohnsektor heraus kommen." Rüdiger Kamm, derzeitiger Interimsverhandlungsführer, sagte den Kolleginnen und Kollegen auf der Streikversammlung: "Mit diesen Warnstreiks im Rücken lässt sich besser mit den Arbeitgebern verhandeln. Wir haben erreicht, dass die Tarifverhandlungen nicht zur kollektiven Bettelei verkommen."

Die Verhandlungen wurden am 20. August fortgesetzt. Ein Ergebnis war bei Redaktionsschluss noch nicht bekannt.

BERND RIEXINGER