VON JENNY MANSCH

Für die Hamburger Beschäftigten des Deutschen Rings (DR) ist das Jahr 2009 eine reine Hängepartie. Seit April rauchen die Vorstands-Köpfe des Schweizer Versicherungskonzerns Baloise, des Deutscher-Ring-Krankenversicherungsvereins und der Signal-Iduna-Gruppe – bisher ohne Ergebnis. Hinter verschlossenen Türen beraten sie über eine einvernehmliche Lösung. Der bisher gesunden Unternehmensgruppe droht die Zerschlagung durch die Baloise. Denn der Schweizer Konzern möchte wichtige Unternehmensteile mit seinen Basler Versicherungen in Bad Homburg zusammenlegen und sich so 230 Arbeitsplätze sparen. Wegen der „Synergie”. Das hat er seinen Aktionären versprochen.

Die Baloise nimmt den Mund voll

Bislang haben die Basler mit ihrer vollmundig angekündigten „Neuordnung des Deutschland-Geschäfts“ aber keinen Blumenpott gewonnen. Vielmehr geraten sie zunehmend unter Druck. Seit 1985 gehört der Baloise die Aktienmehrheit an der DR Sachversicherung und der DR Lebensversicherung. Diese bilden mit dem Deutscher-Ring-Krankenversicherungsverein die Unternehmensgruppe Deutscher Ring. Im Gegensatz zu „Sach” und „Leben” ist die „Kranken” aber genossenschaftlich organisiert und gehört ihren Mitgliedern. „Da konnte die Baloise nicht einfach durchregieren. Das hat in der Vergangenheit zu Ärger geführt”, sagt Sven Kluth, der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrats. So scheiterte eine Fusion mit der Gothaer, durch die man auf dem deutschen Markt hatte wachsen wollen, unter anderem deshalb, weil niemand die DR Krankenversicherung in die Verhandlungen einbezogen hatte.

Die Kranke muss weg

In der Folge wurden die Vorstände von „Sach“ und „Leben“ im November 2008 abberufen, blieben aber im Vorstand der DR Krankenversicherung. Wolfgang Fauter ist einer der Geschassten. „Die Baloise hat Interessenkonflikte zwischen der Krankenversicherung und den beiden anderen Gesellschaften genannt, die ich in der zehnjährigen Amtszeit nicht empfunden habe”, gab er im Januar in einem Interview zu Protokoll. Mittlerweile hat sich der genossenschaftlich organisierte DR-Krankenversicherungsverein einen starken Partner ins Boot geholt, um die Zerschlagung zu verhindern, die Signal Iduna. Das Unternehmen ist ein so genannter Gleichordnungskonzern. Als solcher besteht er aus drei rechtlich selbstständigen Unternehmensteilen und hat nun mit der DR Krankenversicherung ein starkes viertes Standbein. „Nach dem Überfall durch die Baloise im vergangenen November ist das für uns die optimale Lösung, weil die Signal Iduna eine Arbeitsplatz- und Standortgarantie für Hamburg gegeben hat”, sagt Sven Kluth. Diese Absicherung soll auch vor weiteren Übernahmegelüsten bewahren. Denn auch die Iduna ist stolz auf ihre neue Freundin DR-Krankenversicherung: Mit überdurchschnittlichen Zuwachsraten im Neugeschäft hat sie eine stattliche Mitgift mit in die neue Verbindung gebracht.

Ideen gibt's genug

Stolz ist Sven Kluth auch auf die Aktionen der Belegschaft. Symbolische Geldverbrennung wegen nebulöser Synergie-Versprechen; das Logo der Firma – die aus roten Mitarbeiter-Schirmen gebildete Ring-Krone – zum Auftakt der Verhandlungen und 230 leere Stühle vor dem Hamburger Jobcenter, „all diese Ideen kamen von den Beschäftigten”, freut sich Kluth. Gemeinsam mit ver.di verfolgt er weiter das Ziel, die Arbeitsplätze an allen Standorten zu halten, sowohl durch die Garantie der Iduna als auch durch das Bestehen des Gemeinschaftsbetriebs. Am liebsten wäre ihm und den Beschäftigten deshalb ein Verkauf der „Sach“ und „Leben” an die Signal Iduna/DR-Krankenversicherung, weg von der entfesselten Baloise. Wann die geheimen Verhandlungen endlich zu einem tragfähigen und für das Unternehmen sinnvollen Ergebnis führen, ist ungewiss. „Aber”, sagt er, „die Leute wollen, dass was passiert. www.verbaselt.com/pdf/Extra-SchelLo-Januar-.pdf www.presseportal.de/pm///betriebsrat_der_deutscher_ring_grupp