Drei, zwei, eins – weg

Beratung - Entlassungen bei Ebay

Von Silke Leuckfeld

Das Internetauktionshaus Ebay will am Standort Dreilinden 360 von 630 Arbeitsplätzen in der Kundenbetreuung zur Jahresmitte streichen. Künftig sollen diese Arbeiten in Dublin erledigt werden. Auch die Sicherheitsabteilung soll nach Irland verlagert werden. Nur die Betreuung der Premiumkunden soll noch bleiben. Dabei ist Ebay keine notleidende Firma, allein im letzten Quartal 2009 wurden 1,4 Milliarden Dollar verdient.

Das Katz-und-Maus-Spiel

"Rund 20 von uns haben vielleicht Interesse, nach Dublin zu gehen", schätzt Ebay-Betriebsratsmitglied Massimo Demontis. Die Belegschaft ist relativ jung, rund die Hälfte hat Kinder, ein Umzug ist für sie schwierig. Massimo Demontis arbeitet im Sicherheitsbereich, der Betrug auf der Internetplattform verhindern soll. Doch auch Versteigerungen von Artikeln aus der rechtsextremen Szene soll diese Abteilung aus der Website herausfiltern. Die Beschäftigten haben jahrelange Erfahrung, wie die Anbieter ihre Ware beschreiben. Ein ständiges Katz-und-Maus-Spiel zwischen Verkäufern und Ebay ist die Folge. Ob eine völlig neue Mannschaft einfach aus dem Stand dieser Aufgabe gewachsen ist, darf bezweifelt werden.

Doch schon jetzt werden Anfragen oft nicht direkt von Ebay-Beschäftigten beantwortet, sondern von dem externen Dienstleister Competence Call Center GmbH (CCC). Dort verdienen die Angestellten 8,50 Euro, während Ebay-Mitarbeiter 13 Euro erhalten, erklärt Sascha Korschafski, Ebay-Betriebsratsvorsitzender.

Deutsche Regeln

Mitte Februar konnte mit der Arbeitgeberseite ein Sozialplan ausgehandelt werden. Danach erhalten die Beschäftigten, die gekündigt werden sollen, eine Abfindung. Zudem wurde vereinbart, dass interessierten Beschäftigten auf der Suche nach einem neuen Arbeitsplatz geholfen wird. Zusätzlich wird eine Transfergesellschaft gegründet. "Der Sozialplan ist ausgewogen", sagte Karl-Heinz Austermühle, der für ver.di den Ebay-Betriebsrat fachlich beraten hat. Mehr war nicht drin. Letztendlich wurde die Entscheidung ohnehin in den USA getroffen. Hier vermuten Betriebsrat und ver.di auch den Grund für die Entlassungen. Den Amerikanern ist die deutsche Mitbestimmung fremd, sie können im eigenen Land ohne Betriebsrat agieren. Das deutsche System wird als umständlich empfunden. Weniger Probleme hat der Konzern bei der Beantragung von Fördermitteln. Ebay hatte vom Land Brandenburg zehn Millionen Euro Subventionen erhalten. Die Bindung an den Erhalt der Arbeitsplätze ist inzwischen weitgehend ausgelaufen, das Geld kann nicht zurückgefordert werden. Den Ebay-Beschäftigten muss deshalb der Spruch "Wir ermutigen Menschen, andere so zu behandeln, wie wir behandelt werden möchten" wie Hohn vorkommen. Die Karte mit den Werten und Regeln der Firma muss jeder Ebay-Angestellte bei sich tragen.