Ob Laderampen blockiert oder Sofas stundenlang getestet werden - seit Anfang Februar ist bei Ikea in Frankreich eine starke und phantasievolle Bewegung gewachsen. Gestreikt wird wie nie zuvor, denn die blau-gelbe Möbelkette will die Gehälter lediglich um ein Prozent erhöhen. Nur wenn harte Leistungsvorgaben geschafft werden, soll ein weiteres Prozent drin sein. So viel Sparsamkeit bei einem geschätzten Konzerngewinn von 5,1 Milliarden Euro im Jahr 2009, von dem die schwedische Wirtschaftspresse berichtet, sorgt für erheblichen Unmut. Schon bezeichnen die beteiligten Gewerkschaften CGT, CFDT und FO die Streikbewegung bei Ikea als "historisch". Bisheriger Höhepunkt ist ein zeitgleicher Ausstand in 23 der 26 Möbelhäuser gewesen. Daran beteiligte sich am 13. Februar die Hälfte der 5 500 Beschäftigten, die an diesem Tag zur Arbeit eingeteilt waren.

Spektakulär war auch die einwöchige Besetzung der Frankreich-Zentrale in Plaisir bei Paris zu Beginn des Konflikts, der bei Redaktionsschluss andauerte. Neben einer für alle geltenden Anhebung der Löhne und Gehälter um zwei Prozent fordern die drei verbündeten Gewerkschaften bessere Personalbesetzungen in den Filialen und ein 14. Monatsgehalt. Ikea baut seit Jahren Personal ab. "Die Leute müssen heute doppelt so viel arbeiten", kommentiert ein Gewerkschaftssprecher. Auch bei Tarifgesprächen Ende Februar, die als letzte Chance bezeichnet worden waren, lenkte die Geschäftsführung nicht ein. Sofort riefen die Gewerkschaften alle Beschäftigten auf, die Mobilisierung fortzusetzen. Und sie sind dabei nicht allein. Nach einer Umfrage der Zeitung Les Echos sprechen sich 81 Prozent der Franzosen für den Arbeitskampf bei Ikea aus.

Tarifbindung in Deutschland

Unterstützung kommt auch aus einer anderen Himmelsrichtung: Die ver.di-Bundestarifkommission bei Ikea hat in einem Schreiben an die streikenden Kolleg/innen ihre uneingeschränkte Solidarität erklärt. Fast zeitgleich teilte die Geschäftsführung von Ikea in Deutschland mit, dass das Unternehmen tarifgebundenes Mitglied im Handelsverband HDE geworden ist. Die stellvertretende ver.di-Vorsitzende Margret Mönig-Raane wertete das als Fortschritt und Erfolg für die Beschäftigten. Nachdem sich Ikea bisher schon an den Flächentarifverträgen des Einzelhandels orientiert hatte, sei jetzt - auch wegen des Drucks durch viele gewerkschaftliche Aktivitäten - Rechtssicherheit hergestellt.

Andreas Hamann