Was nicht passt, wird passend gemacht| Was für wen wirklich wichtig ist – und wann man welche Versicherung braucht

VON Isabell Pohlmann

Der erste richtige Job, die gemeinsame Wohnung mit Freund oder Ehemann, ein Kind und dann vielleicht ein eigenes Haus: Mit jedem neuen Lebensabschnitt ändert sich der Bedarf an Versicherungen. Weit über 3 000 Euro geben die Haushalte in Deutschland im Schnitt jedes Jahr für ihren persönlichen Schutz aus. Eine solche Summe ist aber längst keine Garantie, dass der Schutz auch passend ist. Bestimmte Verträge sind Pflicht, manche Policen sollten die Kunden unbedingt freiwillig abschließen. Die Beiträge für einige andere Versicherungsangebote können sie sich dagegen einfach sparen.

Zum Pflichtprogramm für alle gehört die Krankenversicherung: Jede/r muss sich entweder in einer gesetzlichen Krankenkasse versichern oder eine private Krankenversicherung abschließen. Der Abschluss einer privaten Haftpflichtversicherung ist hingegen freiwillig. "Trotzdem sollte niemand darauf verzichten", sagt Sylvia Schönke, Versicherungsexpertin der Verbraucherzentrale Brandenburg. Der Haftpflichtversicherer springt für Schäden ein, die der Versicherte jemand anderem zufügt. Kleinere Missgeschicke können häufig noch aus eigener Tasche bezahlt werden. Verursacht aber zum Beispiel ein Radfahrer einen Unfall und verletzt dabei einen Fußgänger, kann der Radler froh sein, wenn er eine Haftpflichtversicherung hat. Der Versicherer kommt dann zum Beispiel für Behandlungskosten und eventuell sogar für eine lebenslange Rente auf, wenn der verletzte Fußgänger nicht wieder arbeiten kann. Ohne Versicherungsschutz müsste der Radfahrer selbst für den Geschädigten zahlen.

Welche Policen noch wichtig sind, hängt von der Lebenssituation ab. Eltern sollten ihre Kinder finanziell absichern, für den Fall, dass sie selbst sterben. Mit einer Risikolebensversicherung sorgen sie dafür, dass die Angehörigen im Todesfall auf eine größere Geldsumme zurückgreifen können. "Spätestens mit dem Berufseinstieg ist es außerdem wichtig, sich mit einer privaten Berufsunfähigkeitsversicherung für den Fall abzusichern, dass man aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr arbeiten kann", sagt Sylvia Schönke.

Der Versicherer zahlt eine vorab vereinbarte Rente, wenn der Kunde nicht mehr in der Lage ist, seinen Beruf auszuüben - ganz egal, ob eine Krankheit oder ein Unfall dazu geführt hat. Je jünger und gesünder ein Kunde beim Abschluss einer solchen Versicherung ist, desto günstiger kann er den Schutz bekommen. Aber auch der Beruf spielt für die Höhe der Beiträge eine Rolle, denn die Versicherer rechnen je nach Job mit einem unterschiedlich hohen Risiko, dass jemand tatsächlich berufsunfähig wird. In der Regel wird ein Krankenpfleger mehr für den Schutz zahlen müssen als ein Architekt oder Diplomkaufmann. Zu beachten ist in jedem Fall das Kleingedruckte.

Für den bevorstehenden Sommerurlaub empfehlen Versicherungsexperten allen, die gesetzlich krankenversichert sind, eine Auslandsreise-Krankenversicherung. Ohne diese private Zusatzversicherung laufen sie sonst Gefahr, auf den Kosten für eine medizinische Behandlung im Ausland zumindest zum Teil oder sogar komplett sitzen zu bleiben.

Wenn es brennt

Für Hausbesitzer ist eine Wohngebäudeversicherung auf jeden Fall sinnvoll. Sie zahlt, wenn etwa ein Feuer das Eigenheim beschädigt oder sogar komplett zerstört.

Ob Hausbesitzer und Mieter eine Hausratversicherung benötigen, sollten sie anhand des Werts ihrer Wohnungseinrichtung entscheiden. Der Hausratversicherer springt ein, wenn Möbel und alle anderen "losen" Einrichtungsgegenstände zum Beispiel durch Feuer, Sturm oder Leitungswasser beschädigt werden. "Hat der Hausstand einen bestimmten Wert erreicht, sodass der Neukauf der Einrichtung finanziell nicht aus eigenen Mitteln zu stemmen ist, empfehlen wir diese Police", sagt Verbraucherberaterin Sylvia Schönke. Aber auch nur dann. Wer hingegen noch in einer Studentenwohnung lebe, könne sich das Geld für diesen Versicherungsschutz meist sparen.

Die Kunden/innen können auch ganz einfach Versicherungsbeiträge sparen, wenn sie nämlich auf manche Police verzichten, die schlichtweg überflüssig ist. "Wohnen Mieter in einer ganz normalen Wohnung ohne Wintergarten, benötigen sie keine Glasbruchversicherung", sagt Sylvia Schönke.

Auch andere Verträge wie zum Beispiel eine Insassenunfallversicherung sind nicht notwendig: "Verursacht ein Autofahrer einen Unfall, bei dem auch seine Beifahrer verletzt werden, kommt seine Kfz-Haftpflichtversicherung für die Folgen auf. Eine zusätzliche Unfallversicherung für die mitfahrenden Personen sollten sie sich deshalb nicht verkaufen lassen."