Es beginnt mit einem Motorschaden. Phillips Mutter ist mit dem Wagen liegengeblieben. Eine Reparatur lohnt nicht mehr. Wie sollen jetzt bloß die großen Familieneinkäufe erledigt werden? Wie all die kleinen Dinge, für die ein Auto ganz praktisch ist? Philipps Mutter hat eine Idee: Carsharing. "Autos für alle Fälle" heißt ein kleines Pixi-Buch, das diese Geschichte erzählt. Die Pixi-Sonderproduktion gab der Bundesverband Carsharing (BCS) vor ein paar Jahren heraus. Inzwischen sind die meisten Exemplare vergriffen. Doch das Carsharing boomt.

Anfang dieses Jahres nutzten rund 160 000 Menschen das Angebot. Das waren - trotz Wirtschaftskrise und Abwrackprämie - rund 15 Prozent mehr als im Vorjahr. Etwa 110 Firmen bieten inzwischen in Deutschland 4 600 Autos für alle Fälle an. Und Teilnehmer des Carsharings können sich ihr Auto bei 2 200 verschiedenen wohnortnahen Stationen abholen.

Nur keine Investruine vor die Tür stellen

"Carsharing ist für alle etwas, die nicht täglich ihr Auto brauchen, sondern nur ab und zu", erklärt Dirk Bake, Geschäftsstellenleiter des BCS. "Ein Auto ist für solche Menschen doch die größte Investitionsruine, die es gibt", ist Bake überzeugt. Anschaffungskosten, Versicherung, Steuer, Benzin und Reparaturen, das summiert sich. All diese Kosten fallen beim Carsharing nicht an, die übernimmt der Anbieter. Die Wagen stehen in Wohnortnähe auf eigenen Plätzen, so entfällt auch die lästige Parkplatzsuche. Zubehör wie Kindersitze, Dachgepäckträger oder Schneeketten werden vom Anbieter gestellt. Ein Nebeneffekt: Wer sein Auto mit anderen teilt, tut auch der Umwelt etwas Gutes. Denn die Carsharing-Flotte ist deutlich jünger als der gebräuchliche Privatwagen. Die Fahrzeuge verbrauchen also weniger Kraftstoff und verursachen niedrigere Abgaswerte.

Was der Mini schließlich kostet

Doch wie teuer ist dieses Carsharing? "Die Tarife sind von Anbieter zu Anbieter sehr unterschiedlich", sagt Bake. Eine der größten Carsharing-Firmen in Deutschland ist Stadtmobil. Wer Mitglied bei Stadtmobil Berlin werden möchte, muss zunächst - wie bei den meisten Carsharing-Firmen - eine Aufnahmegebühr bezahlen. Im Angebot sind die "Starter"-Tarife, Gebühr 30 Euro, für Wenigfahrer, oder die "Standard"-Tarife, Gebühr 70 Euro plus eine Kaution in Höhe von 330 Euro, die später bei der Kündigung zurückgezahlt wird.

Monatlich müssen Starter zwei Euro und Standard-Carsharer fünf Euro Nutzungsentgelt bezahlen. Wer ein Auto braucht, hat die Wahl zwischen Minis, Kleinwagen, Familienkutschen oder Kombis. Er reserviert sein Wunschauto telefonisch oder online. Den Starter kostet ein Mini pro Stunde 1,50 Euro, hinzu kommen 21 Cent pro gefahrenem Kilometer. Der Standard-Fahrer bezahlt pro Stunde 98 Cent und pro Kilometer 19 Cent. Getankt wird mit einer Tankkarte. "Am Ende des Monats liegen meine Kosten bei 25 bis 47 Euro", sagt Andreas Krämer von Stadtmobil Hannover.

Als Mitglied von Stadtmobil Hannover kann er sich auch ein Auto in Hamburg oder anderen Städten leihen. Diese "Quernutzung" auch bei anderen Anbietern funktioniert zum Teil sogar im westeuropäischen Ausland. Andreas Krämer nutzt das Carsharing in erster Linie, um die Tochter abends vom Sport abzuholen, für größere Einkäufe am Wochenende oder für den Besuch beim Vater im Pflegeheim.

Die typischen Carsharing-Nutzer seien mittleren Alters, sagt Dirk Bake vom Bundesverband Carsharing. Sie haben eine gute Ausbildung und gehören der Mittelschicht an. "Wer sein Auto als Egoprothese braucht, ist fürs Carsharing denkbar ungeeignet", befindet er. Denn echte Protzschlitten gibt es in der Flotte der Carsharer üblicherweise nicht. Eine Ausnahme sind hier und da Cabrios. "Bei uns in Hannover", so Andreas Krämer, "gehört der zu den beliebtesten Carsharing-Autos." Karin Flothmann

Auto für jede Gelegenheit

Informationen rund um das Thema Carsharing und eine Liste aller Anbieter in Deutschland finden sich im Internet auf der Seite des Bundesverbands Carsharing unter: www.carsharing.de

Bundesverband CarSharing e.V. Hausmannstr. 9-10 30159 Hannover Tel: 0511 / 710 04 74 Fax: 0511 / 169 02 54