Edmund Lennartz ist Leiter des ver.di Lohnsteuerservice

ver.di PUBLIK | Im letzten Jahr hat ver.di zum "Casting" für Lohnsteuerbeauftragte gebeten. Was ist daraus geworden?

EDMUND LENNARTZ | Das war ein voller Erfolg, vor allem bei den Frauen. Von rund 130 Interessenten waren rund 40 weiblich. Bisher waren die Kolleginnen nicht sehr interessiert, vielen schien der Stoff zu trocken. Deshalb haben wir gezielt Frauen informiert. Und jetzt ist eine deutliche Umkehr festzustellen.

ver.di PUBLIK | Warum braucht ver.di noch mehr Lohnsteuerbeauftragte?

LENNARTZ | Weil wir dabei sind, unser Beratungsnetz weiter auszudehnen. Wir unterstützen weitere Büros, sich mit der "Hardware" auszustatten, die ein Lohnsteuerservice-Büro braucht. Über zwei Drittel der Bezirke bieten den Service mittlerweile an. Das bindet auch die Mitglieder enger ans Haus, sie kommen zu ver.di, lernen ihre Ansprechpartner kennen, erweitern ihr Netzwerk.

ver.di PUBLIK | Die Tätigkeit ist ehrenamtlich. Warum tut sich das jemand an?

LENNARTZ | Ein kleines bisschen verrückt sind alle, die das machen. Man muss schon Idealist sein und zusätzlich bereit, Mitglieder vom eigenen Wissen profitieren zu lassen. Man braucht einen gewissen Drang, dem Finanzamt das Mögliche abringen zu wollen und Steuermöglichkeiten für Arbeitnehmer so auszuschöpfen, dass sie so wenig Steuern zahlen wie nötig.

ver.di PUBLIK | Und was bekommt der oder die Beauftragte zurück?

LENNARTZ | Jede Menge Motivation durch sofortige Rückmeldung der Mitglieder. Die Leute sind überglücklich, bedanken sich spontan, klopfen einem auf die Schulter - wo bekommt man sowas heute schon?

ver.di PUBLIK | Welche Kenntnisse werden vorausgesetzt?

LENNARTZ | Die Bereitschaft zum Selbststudium. Auf unsere jährliche Schulung können sie sich nicht zurückziehen, den Rest müssen sie selbst leisten: den Wirtschaftsteil der Tageszeitungen studieren, wo man sonst vielleicht nur die Todesanzeigen gelesen hat. Durch Interesse stellt sich Verständnis ein, nach unserer Grundschulung versteht man das deutsche Steuerrecht sehr gut. Ansonsten muss man mit der Lohnsteuersoftware umgehen können, Papierform ist nicht mehr denkbar. Alle Anfänger werden in Schulungen darauf getrimmt.

ver.di PUBLIK | Entstehen dem Beauftragten Unkosten durch die Tätigkeit?

LENNARTZ | Nein. Die Schulungen, das Arbeitsmaterial, Steuerkommentare oder Steuer-CD-Roms werden von ver.di gestellt. Es gibt Auslagenersatz für Stifte, Papier, kurz: Aufwendungen werden ersetzt, aber Geld gibt es nicht. Dafür aber Appeal, jede Menge Wissen und Lob von den ver.di-Mitgliedern.

Interview: Jenny Mansch

Wer attraktiver Lohnsteuerbeauftragte/r werden möchte, meldet sich bei: ed.lennartz@t-online Oder: ver.di-Bundesverwaltung, Mitgliederentwicklung Paula-Thiede-Ufer 10, 10179 Berlin