Von Barbara Schneider

Die Wahl seiner Bank war für Klaas Hinze (Name geändert) eine politische Entscheidung. Denn dem 55-jährigen Drucker ist es nicht egal, was ein Kreditinstitut mit seinem Geld macht. Dem Geld etwa, das er auf seinem Girokonto hat oder den 5 000 Euro, die als Sparbrief angelegt sind. "Ich möchte mein Geld nicht irgendeiner großen Geschäftsbank geben, damit sie mit meinen paar Kröten Waffengeschäfte finanziert", sagt er. Daher hat er Geld bei der GLS Bank angelegt, der Gemeinschaftsbank für Leihen und Schenken.

Weder Kinderarbeit noch Pornoindustrie

Die GLS Bank ist eines der wenigen Geldinstitute in Deutschland, die nach streng ökologisch-sozialen Kriterien wirtschaften. Die 1974 in Bochum gegründete Genossenschaftsbank mit anthroposophischen Wurzeln hat sich dazu verpflichtet, Geld nur in ethisch einwandfreie, sozial und ökologisch verträgliche Unternehmen und Projekte zu investieren. Abgelehnt werden etwa Kredite für den Bau eines Atomkraftwerks oder für die Pornoindustrie. Auch Unternehmen, die chemische Schädlingsbekämpfungsmittel herstellen oder Kinder in der Produktion einsetzen, sind tabu. "Das Geld soll dahin fließen, wo es dem Menschen nützt", sagt Eva Schneeweiss von der GLS Bank.

Transparenz wird dabei groß geschrieben. Die GLS Bank veröffentlicht Namen der darlehensnehmenden Unternehmen oder Projekte samt Summen in ihrer hauseigenen Zeitschrift, dem Bankspiegel. Jeder, der sein Geld bei der GLS Bank anlegt, kann zudem bestimmen, in welchen Bereich es fließen soll. Ob in freie Schulen, die Biobranche, regenerative Energien oder die ökologische Landwirtschaft. Klaas Hinze hat sich für alternatives Wohnen entschieden. "Es gefällt mir, wenn sich jemand Gedanken darüber macht, wie man besser wohnen kann", sagt er. Zuletzt finanzierte die GLS Bank mit einer halben Million die energetische Sanierung eines Hausprojekts in Berlin. 15000 Euro erhielt ein Mehrgenerationenhaus in Weimar. 365000 Euro eine Wohnungsgenossenschaft in Dessau.

Was die Anlagearten angeht, unterscheidet sich die GLS Bank kaum von herkömmlichen Geldinstituten. Neben Tages- und Festgeldkonten bietet die Bank Sparpläne oder nachhaltige Investmentfonds an. Filialen gibt es zwar nur in Bochum, Berlin, Frankfurt am Main, Freiburg, Hamburg, München und Stuttgart. Wer ein Girokonto hat, kann aber bei allen Volks- und Raiffeisenkassen gebührenfrei abheben. Zudem bietet die GLS Bank Online-Banking an.

Alles für die Umwelt

"Überlegen Sie sich, was Ihr Kapital macht, während Sie schlafen", sagt Michael Gawehn. Er ist Anlageberater bei der Umweltbank, die 1997 als Aktiengesellschaft in Nürnberg gegründet wurde. Filialen gibt es bei der Direktbank nicht, sie ist über Telefon und Internet erreichbar. Auch Onlinebanking und Girokonten bietet sie nicht an. "Die Umweltbank ist eine Förderbank für die Umwelt und damit eine klassische Zweitbank", sagt Gawehn. Knapp die Hälfte des bei der Umweltbank angelegten Geldes fließt derzeit in Sonnenenergie, 28,5 Prozent werden in ökologisches Bauen investiert. 15,1 Prozent gehen in Wind- und Wasserkraft, 6,5 Prozent werden für Biomasse, Biogas und ökologische Landwirtschaft aufgewandt.

Die Umweltbank bietet Geldanlagen wie Tagesgeldkonten, Umweltsparbriefe oder Umweltsparverträge. Beim Wachstumssparen mit jährlich steigenden Zinsen und einer Geldeinlage von einmalig 5000 Euro beispielsweise bekommt der Kunde nach fünf Jahren rund 5534 Euro wieder, rechnet Gawehn vor.

Ethisch und wettbewerbsfähig

"Die Konditionen bei den ethischen Banken sind durchaus wettbewerbsfähig und marktüblich", sagt Martin Faust, Professor an der Frankfurt School of Finance. Vor allem seit der Wirtschaftskrise verzeichnen ethische Banken einen starken Zulauf. 11000 neue Kunden hat die GL Bank allein im Jahr 2009 dazugewonnen. Ende 2009 zählte die Bank 86000 Kunden und eine Bilanzsumme von 1,35 Milliarden Euro. Die Umweltbank hat inzwischen 85000 Kunden, die Halbjahresbilanz für 2010 lag bei 1,6 Milliarden Euro. Zahlen, die im Vergleich zu Großbanken wie der Deutschen Bank freilich nicht darüber hinwegtäuschen können, dass es sich um Nischenanbieter handelt.

Während Institute wie die Umweltbank oder die GLS Bank sich in ihrem Marktsegment bewährt haben, zeigt die erst 2009 in Frankfurt gegründete NOA Bank des Belgiers Francois Jozic, dass es auch anders laufen kann. Es sei nie ganz klar gewesen, ob es sich um ein glaubwürdiges Geschäftsmodell handelt, meint Faust. "Die Bank hat mit sehr attraktiven Zinsen Geld eingesammelt, das sie nicht gewinnbringend in nachhaltige Kredite anlegen konnte. Dadurch hat sie hohe Verluste geschrieben." Im August dieses Jahres hat die Bankenaufsicht Bafin das Geldinstitut wieder geschlossen. "Das Problem der Nachhaltigkeit ist, dass jeder etwas anderes darunter versteht", sagt Faust. Angebote wie die der GLS Bank und der Umweltbank sowie der Ethikbank und einiger kleiner kirchlicher Banken wertet Martin Faust jedoch als glaubwürdig. Wer sein Geld nachhaltig anlegen möchte, sollte zu diesen traditionellen Banken gehen, meint er.

www.gls.de

www.umweltbank.de