Ausgabe 12/2010
Hoch qualifiziert in die Billigarbeit
MÜNCHEN | "Flexibel auf den Markt reagieren", heißt die Devise. Dies gilt nicht nur bei den Flugpreisen, sondern auch bei der Personalpolitik der Lufthansa Technik AG. Die Jugend- und Auszubildendenvertretung (JAV) dort ist schon länger mit diesem Problem konfrontiert. Teuer und qualitativ hochwertig ausgebildete Azubis werden nicht übernommen, sondern in die hauseigene Leiharbeitsfirma "Aviation Power" abgeschoben.
Kernaufgabe der Lufthansa Technik AG ist es, die Flugzeuge ihrer Airlines instandzuhalten und zu warten. Somit liegt die Sicherheit der Passagiere in den Händen dieser Techniker. Die Wertschätzung hält sich allerdings in Grenzen: Die guten Arbeitsbedingungen der Lufthansa Technik AG gelten bei Aviation Power nicht. Ein geringeres Einkommen, ein befristeter Arbeitsvertrag und eine fehlende betriebliche Altersvorsorge erwarten die Neuen, wenn sie nach ihrer Ausbildung dort antreten sollen.
Nur zwei Übernahmen
Im Januar 2011 wollen wieder 28 junge Menschen nach der Ausbildung einen Job am Münchner Flughafen ausüben. Davon sollen derzeit gerade mal zwei von der Lufthansa Technik direkt übernommen werden. Die restlichen 26 Azubis bekommen ein Angebot der eigens dazu eingerichteten "Aviation Power". Nicht unbedingt in München: Einige müssen sich auf einen Umzug nach Düsseldorf oder einen anderen Standort einstellen.
Das Schlimmste sei, so die beiden JAV-Mitglieder Sebastian Schwarz und Martin Tietz, die Planungsunsicherheit zusätzlich zu dem geringeren Verdienst. Die Angst, in zwei Jahren ohne Job da- zustehen, hindere viele daran, endlich in eine eigene Wohnung zu ziehen: "Bei den Mietpreisen in München will das gut überlegt sein."
Sebastian ist der Meinung, dass eine Übernahme in ein festes Arbeitsverhältnis kein Problem sein sollte. Denn wer so viel Geld in die Ausbildung der Azubis stecke und von ihrer Kompetenz profitieren wolle, solle auch übernehmen. Die ersten 18 Monate der Ausbildung verbringen die Azubis in einer Lehrwerkstatt, in der alle notwendigen Grundkenntnisse vermittelt werden. Die restlichen zwei Jahre werden sie direkt am Flieger in komplizierte Vorgänge eingearbeitet. Neben dem Wechsel eines Reifens lernen sie zum Beispiel, wie man den "Fuelfilter" am Triebwerk korrekt austauscht. Stefanie Schulze