Die Klima-Manipulateure | Der Weltklimagipfel im Dezember in Cancun brachte mit der Festschreibung der maximalen Zwei-Grad-Erwärmung für unseren Planeten eher einen dürftigen Kompromiss. Es gibt keine konkrete Festlegung auf Emissionsminderung. Mit dem Zauberwort "Geo-Engineering", also großtechnische Klimamanipulation, hoffen Akteure aus Politik und Wirtschaft auf einen Plan B, die schmerzfreie Emissionsminderung. Aber Wissenschaftler melden Skepsis an. In diesem Buch beschreiben sie die wesentlichen Aspekte des Klimamodells unseres Planeten, die sogenannten Kipp-Elemente, also die Faktoren, die Tendenzen nicht mehr rückholbar machen. Sie räumen dabei auch Unzulänglichkeiten der Forschung ein. An mehreren Beispielen setzen sie sich mit Modellen von großtechnischen Möglichkeiten auseinander, die verheerende Folgen des Klimawandels verhindern oder zumindest minimieren können. Nach einem Modell könnten Schwefelpartikel (Sulfat) in die Stratosphäre, also die Luftschicht in 15 bis 50 Kilometer Höhe, eingebracht werden, um die Erderwärmung zu minimieren. Einem zweiten Modell zufolge könnte eine Eisendüngung des Meeres die CO2-Aufnahme des Meeres begünstigen. Die gewünschten Effekte stellten sich aber nur bei großflächigem Einsatz ein. Die Autoren wenden dagegen ein, dass es außer Computerberechnungen bislang keine Praxiserprobung gibt und warnen mangels Rückholbarkeit und unabsehbarer Folgen vor Experimenten. Politisch ist der Pfad des Geo-Engineering problematisch, weil die erhofften Effekte die wichtigen Ziele der Ressourceneinsparung zur Emissionsminderung hinfällig machen. Außerdem verweisen die Autoren auf Diskrepanzen zwischen Klimabewusstsein und tatsächlichem individuellem Handeln der Bundesbürger. Ein wichtiges Buch von kompetenten Autoren aus der Wissenschaft. Es zeigt, wie dringend Konkretisierungen der Verhandlungsergebnisse von Cancun sind. GL

Günter Altner u.a. (Hrsg.): Die Klima-Manipulateure, Jahrbuch Ökologie, Hirzel-Verlag, Stuttgart, 248 Seiten, 19,80 E, ISBN 978-37776211004