Am 9. Mai hat die erste gesamtdeutsche Volkszählung begonnen. "Zensus 2011" heißt sie, damit sollten wohl unangenehme Erinnerungen an die letzte bundesdeutsche Volkszählung 1987 vermieden werden. Damals war der Protest sehr groß.

Bis Ende Juli soll etwa jeder zehnte Bewohner in Interviews befragt werden. Die Teilnahme ist verpflichtend, die zu Befragenden werden vorab benachrichtigt. Sie müssen einen Fragebogen ausfüllen und können entscheiden, ob sie das gemeinsam mit dem Interviewer/der Interviewerin tun oder den Bogen später einschicken. Außerdem werden die 17,5 Millionen Eigentümer/innen von Wohnimmobilien befragt. Ein Großteil der für den Zensus 2011 benötigten Daten soll aus kommunalen Melderegistern sowie Registern der Bundesagentur für Arbeit und öffentlicher Arbeitgeber erhoben werden.

Mit dieser Befragung soll ermittelt werden, wie viele Menschen tatsächlich in Deutschland leben, und vor allem, wo sie in Deutschland leben. Laut Statistik verteilen sich derzeit rund 81,8 Millionen Menschen übers ganze Land. Die Ergebnisse der Befragung, die Ende 2012 vorliegen sollen, können Auswirkungen auf finanzielle Zuweisungen an die Kommunen haben, die an die Einwohnerzahl gekoppelt sind. Hessen muss um einen Sitz im Bundesrat bangen, denn den bekommt das Land nur, wenn es mehr als sechs Millionen Einwohner/innen hat. Derzeit liegt das Bundesland knapp darüber. Befürworter/innen argumentieren außerdem, dass die Daten gebraucht werden, um die Infrastruktur besser planen zu können. Nur dann wisse man, wie viele Wohnungen, Kitas oder Schulen man in Zukunft benötige.

Die Volkszählung soll rund 710 Millionen Euro kosten. Nach vier Jahren müssen Namen und Geburtsdaten der Befragten gelöscht werden. Zu spät, sagt unter anderem der Bundesbeauftragte für den Datenschutz, Peter Schaar. Er bemängelt außerdem, dass in sensiblen Sonderbereichen wie Krankenhäusern oder Haftanstalten diese Daten so erhoben werden. Schaar kritisiert, dass auch nach Weltanschauung und Religionszugehörigkeit gefragt wird. hla

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Buchtipp

Franz Kotteder: Die wissen alles über Sie. Wie Staat und Wirtschaft Ihre Daten ausspionieren - und wie Sie sich davor schützen, Redline Verlag, München, 256 Seiten, 19,99 Euro, ISBN 978-3868812930

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