Ausgabe 05/2011
Erster ganztägiger Warnstreik
Solche Bilder wird es in den nächsten Wochen öfter in Stuttgart zu sehen geben
Einige Filialleiter der Textileinzelhandelskette H&M und Bezirksleiter von Schlecker zeigten sich ziemlich überrascht, als ver.di Stuttgart ihre Beschäftigten am Ostersamstag zu einem ersten ganztägigen Warnstreik in der laufenden Tarifrunde aufgerufen hat. Rund 200 Beschäftigte aus neun H&M-Filialen und drei Schlecker-Bezirken sind dem Aufruf von ver.di gefolgt und haben an diesem Tag die Arbeit niedergelegt. ver.di Stuttgart zeigte sich mit der Beteiligung sehr zufrieden. Einige Filialen haben zum ersten Mal gestreikt. Die Beteiligung war außerordentlich gut. 25 Schlecker-Filialen blieben zu Beginn der Geschäftszeit erst einmal geschlossen. Bernd Riexinger, ver.di-Bezirksgeschäftsführer: "Wir gratulieren den Beschäftigten von H&M und Schlecker zu ihrem Mut, auch am Ostersamstag die Arbeit niederzulegen und für eine deutliche Lohnerhöhung zu kämpfen."
Dafür gibt es auch allen Grund. Zwar haben die Arbeitgeber inzwischen sichtbaren Respekt vor den zahlreichen Streiks der letzten Jahre und zügig drei Verhandlungstermine mit ver.di vereinbart. Was sie aber auf den Tisch gelegt haben, ist nicht annehmbar. 1,5 Prozent soll die Lohn- und Gehaltserhöhung ab 1. Juli 2011 betragen. Drei Nullmonate eingerechnet wären das gerade mal 1,1 Prozent aufs Jahr. Das bedeutet Reallohnverlust, den die Beschäftigten nicht hinnehmen können.
Lächerliche Einmalzahlung
Bereits am 5. Mai gab es eine große Warnstreikwelle. 27 Betriebe aus der Region befanden sich im Streik. 700 Beschäftigte sind dem ver.di-Aufruf gefolgt und demonstrierten durch die Innenstadt. Die Arbeitgeber blieben bei ihrem Angebot von 1,5 Prozent ab 1. Juli und legten noch eine lächerliche Einmalzahlung von 180 Euro, zahlbar ab 1. 1. 2012 drauf. Auch das ist nicht annehmbar. Die nächste Verhandlungsrunde ist nun auf den 25. Mai terminiert. Die Beschäftigten im Stuttgarter Handel haben inzwischen viel Streikerfahrung. Auf die werden sie zurückgreifen, sollten die Arbeitgeber weiter einen spürbaren Tarifabschluss blockieren. red