Chaos ausgeblieben: Ganztägiger Warnstreik im Nahverkehr

von Bernd Riexinger

Am 5. August sind in Stuttgart sämtliche Busse und Straßenbahnen in den Depots geblieben. ver.di hatte in ganz Baden-Württemberg zum Warnstreik aufgerufen. Nahezu alle Beschäftigten sind dem gefolgt und haben die Arbeit niedergelegt. Zum Verkehrschaos ist es in Stuttgart trotzdem nicht gekommen, weil die Bevölkerung rechtzeitig informiert wurde. "Natürlich gibt es bei einem Streik im ÖPNV immer Beschwerden, aber der weitaus größere Teil der Stuttgarter/innen hat volles Verständnis für die Forderungen der SSB-Beschäftigten", sagt Ursula Schorlepp, stellvertretende Geschäftsführerin von ver.di Stuttgart.

ver.di fordert für die Beschäftigten im öffentlichen Personennahverkehr unter anderem die Erhöhung der Sonderzahlung auf 100 Prozent mit Dynamisierung, freie Tage als Ausgleich für leistungsorientierte Bezahlung, die im übrigen öffentlichen Dienst gilt, eine Vorteilsregelung für ver.di-Mitglieder in Höhe von 50 Euro, die für die betriebliche Altersversorgung verwendet werden soll. Letzteres ist besonders wichtig. Diejenigen, die keinen Beitrag für die Solidargemeinschaft ver.di bezahlen, sollen eben auch nicht alle erstrittenen Leistungen erhalten. Außerdem will ver.di einen eigenständigen Tarifvertrag für die kommunalen Nahverkehrsbetriebe in Baden-Württemberg durchsetzen. Die Kolleg/innen wollen ihre Abschlüsse wieder selbst in der Hand haben.

Gut gerüstet

Der Betriebsratsvorsitzende der SSB, Klaus Felsmann, sagte vor den Streikenden: "Wir haben lange genug zurückgesteckt. Wir wollen spürbare Verbesserungen durchsetzen. Daran müssen sich die Arbeitgeber wieder gewöhnen." Bei der ersten Tarifverhandlung am 3. August hatten die Arbeitgeber den Ernst der Lage noch nicht begriffen. Sie waren nicht zu nennenswerten Zugeständnissen bereit. Die Antwort war der eintägige Warnstreik in ganz Baden-Württemberg zwei Tage später.

Der Verhandlungsführer von ver.di, Rudolf Hausmann, kündigte bereits weitere zukünftige Streikmaßnahmen an, sollten die Arbeitgeber bei der nächsten Verhandlung am 14. September weiter bei ihrer Verweigerungsstrategie verharren. Ursula Schorlepp: "Die Beschäftigten sind streikbereit und mehr als gut gerüstet. Auch für einen längeren Arbeitskampf."