E.ON Arbeitsplätze: ver.di schließt auch Streik nicht mehr aus

Das Klima im E.ON-Konzern ist frostig: Die Arbeitnehmer leben in Ungewissheit und müssen wohl noch Wochen um ihren Arbeitsplatz fürchten. Kaum muss der Energiekonzern erstmals in seiner zehnjährigen Unternehmensgeschichte einen Quartalsverlust verdauen, sollen konzernweit auch schon 11.000 Arbeitsplätze eingespart werden, davon allein in Deutschland 6000 vor allem in der Verwaltung. Rund 1000 Arbeitsplätze könnten allein in Hannover gefährdet sein. Hier sitzen gleich fünf E.ON-Gesellschaften - die Energie AG, die Kraftwerke GmbH, die Kernkraft GmbH, die IT GmbH und die Facility Management GmbH. E.ONs "bereinigter Konzernüberschuss" wird vom Unternehmen selbst für 2011 mit immer noch mehr als zwei Milliarden Euro ausgewiesen. Dennoch will der Vorstand bis 2015 jedes Jahr 1,5 Milliarden Euro einsparen.

Prominente Punkte

Während der Betriebsrat in einem offenen Brief an den Vorstand den Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen über das Jahr 2012 hinaus gefordert hat, hat ver.di einen "Hannoverschen Appell" mit initiiert. Darin appellieren die Unterzeichner aus Gewerkschaften und Politik an den E.ON-Vorstand:

  • Beziehen Sie unverzüglich die Arbeitnehmervertretungen und die zuständigen Gewerkschaften mit ein.
  • Nutzen Sie die Mitbestimmung als Garant für den Erfolg.
  • Schaffen Sie schnellstmöglich, nicht erst im November, Transparenz und Klarheit über Ihre geplanten Maßnahmen bei allen Konzerngesellschaften.
  • Schließen Sie betriebsbedingte Kündigungen auch nach 2012 verbindlich aus.
  • Erhalten Sie den Standort Hannover und sichern Sie die hier vorhandenen qualifizierten Arbeitsplätze.
  • Entwickeln Sie eine E.ON-Strategie, die neue Beschäftigungsperspektiven auch in Deutschland eröffnet.

"Die Arbeit soll zu den Menschen kommen und nicht umgekehrt. Deshalb wehren sich die Beschäftigten gegen einen Kahlschlag bei den Arbeitsplätzen und Standorten. Dabei unterstützen wir sie", heißt es. Zu den Erstunterzeichnern gehören: ver.di-Landesleiter Detlef Ahting, Hannovers Oberbürgermeister Stephan Weil, IG Metall-Bezirksleiter Hartmut Meine, die Fraktionsvorsitzenden von CDU, SPD, Grünen und Linken aus dem Landtag sowie dem Rat der Stadt Hannover. Auch Betriebsräte und Vertrauensleute der deutschen VW-Werke zeigten sich solidarisch und sammeln Unterschriften. Weitere Unterschriftensammlungen laufen in anderen großen Betrieben im Land.

"Wir verurteilen, dass der Konzern die anstehenden Veränderungen der Rahmenbedingungen, die durch Ertragseinbußen notwendig geworden sind, überproportional auf dem Rücken der Beschäftigten austragen will", sagte ver.di-Bundesvorstandsmitglied Erhard Ott. Nach den jetzt vorgestellten "Vor-überlegungen" würden die Beschäftigten etwa die Hälfte des geplanten Einsparvolumens finanzieren. Des Weiteren müssen "klare Wachstumsperspektiven für Arbeitsplätze auch in Deutschland geschaffen werden", so Ott. Das Geschäft der dezentralen Energieerzeugung könnte dabei große Chancen bieten. ver.di lässt diese möglichen Arbeitsplatzperspektiven untersuchen und wird dem Vorstand Alternativen präsentieren.