Im Sommer hat das Bundesbildungsministerium einen Leitfaden für Praktikantinnen, Praktikanten und Betriebe herausgegeben. Wer freiwillig in einen Betrieb reinschnuppert und dort über Wochen oder Monate mitarbeitet, hat nach Paragraf 26 Berufsbildungsgesetz Anspruch auf eine Vergütung und Urlaubstage. Doch für diejenigen, die in Bundesministerien oft hochqualifizierte Arbeit leisten, gilt das alles nicht.

Besonders krass sieht es im Auswärtigen Amt (AA) aus, wo jährlich um die 900 junge Menschen bis zu sechs Monate lang "hospitieren", wie aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Bündnisgrünen hervorgeht. Sie bekommen keinen Cent für ihre Tätigkeit - und das, obwohl viele Veranstaltungen ohne sie gar nicht laufen würden. Bei einer Botschafterkonferenz Ende August waren beispielsweise mehr als zwei Dutzend Praktikant/innen unmittelbar in die Organisation eingebunden, das Ministerium hatte einige von ihnen extra zusätzlich dafür eingestellt. Begründet wird der knausrige Umgang mit dem Nachwuchs damit, dass angeblich nur Pflichtpraktikanten beschäftigt würden - also Studierende, deren Ausbildungsordnung ein Praktikum vorschreibt. In diesen Fällen ist der Rechtslage nach keine Bezahlung vorgeschrieben. Tatsächlich aber trifft das auf einen erheblichen Teil der Praktikanten im Außenministerium gar nicht zu.

Ende August schrieben 20 Praktikanten einen Brief an Außenminister Guido Westerwelle, FDP. Auch wenn den Unterzeichnenden klar ist, dass sie selbst nichts mehr davon haben würden, forderten sie eine angemessene Entschädigung, einen geregelten Urlaubsanspruch und die klare Formulierung von Ausbildungszielen und -plänen.

Investition in die Zukunft

Außerdem schlugen sie eine ständige Stelle als Interessenvertretung vor, die sich für die Belange der Hospitanten im Ministerium einsetzt. "Das Auswärtige Amt mit dem größten Praktikantenprogramm des Bundes ...hat eine herausragende Vorbildfunktion und ...steht moralisch in der Pflicht, mit gutem Beispiel voranzugehen", mahnen die Absender.

Zwei Wochen später erhielten sie im Auftrag von Guido Westerwelle eine Antwort: Auch weiterhin werde es nur unbezahlte Praktika geben können - so sei bei Pflichtpraktika nun mal die Rechtslage. Das widerspricht allerdings der Aussage des Bildungsministeriums, das die Möglichkeit einer freiwilligen Entlohnung betont. "Auch wenn das Auswärtige Amt...angesichts knapper Haushaltsmittel derzeit im Inland keine vergüteten Praktika zur Verfügung stellen kann, so investiert es doch in vielfältiger Hinsicht in sie", heißt es weiter mit Verweis auf Einarbeitung und Nutzung der Infrastruktur.

Die Forderung der Praktikanten im AA sind nicht neu: Auch Westerwelles Amtsvorgänger als Außenminister, Frank-Walter Steinmeier, SPD, hatte seinerzeit Post von seinen Praktikanten bekommen. Annette Jensen