Leisten unverzichtbare Arbeit: Beschäftigte der Bodendienste

24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr, häufig in Rufbereitschaft - die Bodendienste, BVD, sind rund um die Uhr im Einsatz. Sie verladen Koffer, enteisen Flugzeuge, halten die Landebahnen schneefrei, betanken und reinigen die Maschinen. Pro Flugzeug bewältigen sie 180 bis 200 Koffer oder 2,5 bis 3,5 Tonnen an Gepäck - bei rund 200 Flügen am Tag. Es ist ein Knochenjob.

Schulterschluss mit ver.di

Zwei Dienstleister sind zurzeit am Flughafen Hannover aktiv: die Aviation Ground Services (AGS) und Aviapartner, eine AG mit Hauptsitz in Belgien. Nun fürchten die Beschäftigten jedoch um ihre Zukunft. Denn eine neue EU-Verordnung soll noch mehr Wettbewerb bringen, Lohndumping und Leiharbeit drohen. Das könnte für viele schon bald bedeuten, dass sie von ihrem Lohn nicht mehr leben können und zu "Aufstockern" werden. 350 Beschäftigte arbeiten derzeit für die AGS, eine Tochter der Airport-Gesellschaft mit 80 Prozent Marktanteil in Hannover. Für rund 100 von ihnen gilt die Tarifbindung, die anderen haben neue Verträge und erhalten einen Stundenlohn von 10,10 Euro plus Qualifizierungs- und Schichtzulagen.

Bei der seit 2001 gültigen Richtlinie für die Bodenverkehrsdienste hatte Deutschland in der Regel nur zwei Abfertiger zugelassen, von denen einer nicht durch die Flughafengesellschaft beherrscht sein darf. Viele Airports gründeten daraufhin Töchter - zumeist ohne Tarifbindung. Reallohnverluste im Schnitt um 25 Prozent sind schon jetzt die Folge. Leiharbeit mit Stundenlöhnen zwischen 7,50 und acht Euro wurde eingeführt. Der Anteil der Leiharbeiter bei den BVD beträgt heute bis zu 58 Prozent, 1996 lag er unter einem Prozent.

Nun soll mindestens noch ein weiterer Anbieter zugelassen werden. Dieser Entwurf der EU-Kommission hat zum Schulterschluss zwischen ver.di und den deutschen Flughafengesellschaften geführt. Auf einer gemeinsamen Info-Veranstaltung in Hannover machten Europa-Abgeordnete deutlich, dass der vorgelegte Entwurf auf einhellige Ablehnung stößt (Bericht unten).

Ungenaue Vorgaben

"Der Bodenverkehrsdienst ist einer der beschäftigungsintensivsten Bereiche. Eine weitere Wettbewerbsverschärfung würde zu Lohndumping und Ausweitung von Leiharbeit führen. Die Auswirkungen würden rund 1000 Beschäftigte direkt oder indirekt treffen", so Torsten Krups, Betriebsratsvorsitzender am Flughafen Hannover. ver.di kritisiert den fehlenden Schutz für die Beschäftigten: "Der Gesetzentwurf lässt konkrete Vorgaben zur Ausbildungsqualität wie auch Regelungen zu sozialen Standards vermissen. Bei Vergabe eines Auftrags an Subunternehmer werden die Beschäftigten regelmäßig arbeitslos", kritisiert ver.di-Fachsekretärin Mira Ball. Die ungenauen Qualifikationsvorgaben seien auch aus Gründen der Sicherheit außerordentlich bedenklich, da die Abfertiger die letzten seien, die vor dem Start an einem Flugzeug arbeiteten.

www.verdi.de/themen/arbeit/++co++20cff6c4-45cc-11e1-6382-0019b9e321e1