Darum ging es: 6,5 Prozent, unübersehbar gefordert auf dem Leipziger Augustusplatz

Der Abschluss steht – für die 50.000 Beschäftigten im Deutschlandsegment der Telekom. Am 8. Mai hat die Große Tarifkommission der Empfehlung der Verhandlungskommission zugestimmt, das Angebot der Arbeitgeber anzunehmen. Schrittweise werden die Einkommen in 24 Monaten zwischen 6,5 und 7,2 Prozent angehoben.

„Für diesen Abschluss waren zwei Vorbedingungen notwendig“, sagt ver.di-Bundesvorstandsmitglied Lothar Schröder. „Zunächst die Entschlossenheit der Streikenden und ihre Bereitschaft, dem Unternehmen zu zeigen, dass weder eine Nullrunde noch Arbeitszeitverlängerungen mit ihnen zu machen sind.“ Tatsächlich hatten die Arbeitgeber in drei Verhandlungen eine Nullrunde gefordert. Faktisch hätte das eine Kürzung für die Beschäftigten bedeutet, da in diesem Fall nicht einmal die Inflation ausgeglichen worden wäre.

Und die zweite Voraussetzung? „Das war die Fähigkeit eines Schlichters bei der Deutschen Telekom AG, der nicht akzeptiert hat, dass die Telekom mit zwei Wahrheiten arbeiten will: eine ermutigende für die Aktionäre und eine bedrückende für das eigene Personal.“

Bereits am 3. Mai hatte die Tarifkommission dem Schlichterspruch von Henning Voscherau für die Deutsche Telekom Aktiengesellschaft (DTAG) zugestimmt. Arbeitnehmer und Duale Studenten erhalten 2,3 Prozent rückwirkend zum 1. Mai und ab 1. Januar kommenden Jahres sowie ab 1. August 2013 jeweils 2,1 Prozent mehr Geld. Auch die Vergütung für die Auszubildenden steigt. Der Tarifvertrag läuft 24 Monate, bis zum 31. Januar 2014.

Wer am meisten profitiert

Beschäftigte in den unteren Einkommensgruppen profitieren von dem Abschluss besonders. In den Entgeltgruppen 1, 2 sowie KS 1 und KS 2 erhalten sie rückwirkend ab 1. Februar drei Prozent, ab 1. Januar 2013 und ab August kommenden Jahres noch einmal jeweils 2,1 Prozent mehr Geld. Insgesamt bedeutet das 7,2 Prozent mehr Einkommen.

Auch die Beschäftigten, die zum Teil ein Festgehalt und dazu ein variables Einkommen erhalten, stehen künftig besser da. Je nach Höhe ihres variablen Gehaltsanteils zahlt man ihnen ab 1. Januar kommenden Jahres 94 bis 98 Prozent ihres Jahresentgelts garantiert aus. Garantiert – das heißt: Das Risiko des variablen Anteils, das bisher zehn bis 30 Prozent betrug, wird deutlich reduziert.

Der Schlichter hat nicht akzeptiert, dass die Telekom mit zwei Wahrheiten arbeiten will.

„Wir haben Kollegen im Vertrieb, die einen variablen Anteil in ihrem Gehalt haben“, sagt Tomas Lenk, Betriebsrat bei der Callcenter-Gesellschaft Deutsche Telekom Kundenservice Nord in Frankfurt/Oder und Mitglied der ver.di-Verhandlungskommission. „Für alle, die bisher einen variablen Gehaltsanteil von 30 Prozent haben, reduziert er sich künftig auf nur noch 20 Prozent.“ Hinzu kommt: Fast die Hälfte der Beschäftigten im Callcenter in Frankfurt/Oder ist in den unteren Entgeltgruppen eingruppiert. „Die Kolleginnen und Kollegen sind mit dem Abschluss sehr zufrieden“, stellt Tomas Lenk fest.

Zufrieden ist auch die Jugend. Im Jahr 2007 wurden die technischen und die kaufmännischen Azubis in unterschiedliche „Bezahlungs-Cluster“ aufgeteilt. „Die kaufmännischen Auszubildenden verdienen zurzeit monatlich 40 Euro weniger als die anderen. Durch den Abschluss erhalten sie ab 2013 genauso viel. Diese Ungerechtigkeit ist weg“, sagt Florian Moser, Auszubildendenvertreter im Ausbildungszentrum Saarbrücken und ebenfalls Mitglied der ver.di-Verhandlungskommission.

Bei der Tochter Vivento ist der Arbeitgeber noch stur

Doch die Tarifrunde ist in dem weit verzweigten Konzern Telekom damit noch nicht beendet. Für die T-Systems-Unternehmen fand am 15./16. Mai (nach Redaktionsschluss) eine weitere Verhandlungsrunde statt. Noch komplett ungeklärt ist die Situation bei der Telekom-Tochter Vivento Customer Services (VCS): Bisher hat sich die Arbeitgeberseite stur geweigert, für VCS überhaupt Verhandlungen zu beginnen.

Der komplizierte Konzern

Die Deutsche Telekom AG entstand 1995 nach der Privatisierung der Deutschen Bundespost aus der Telekommunikationssparte der ehemals staatlichen Post. Sie wurde inzwischen mehrfach in verschiedene Bereiche aufgespalten. Verhandelt wurde in drei Strängen: T-Systems, T-Deutschland Segment und DTAG (Deutsche Telekom AG), mit ihren jeweiligen Tochterfirmen. Für T-Systems, die Tochterfirma für Großkunden, arbeiten 18.500 Beschäftigte, für T-Deutschland Segment 50.000 Beschäftigte. T-Deutschland Segment ist die Telekom mit ihren Servicegesellschaften, die den „Normalkunden“ bedienen, aber auch für die Netze zuständig ist. Für die DTAG arbeiten 7500 Beschäftigte. In diesem Unternehmen sind auch die 9000 Auszubildenden zusammengefasst.

Der Schlichter hat nicht akzeptiert, dass die Telekom mit zwei Wahrheiten arbeiten will.

Der komplizierte Konzern

Die Deutsche Telekom AG entstand 1995 nach der Privatisierung der Deutschen Bundespost aus der Telekommunikationssparte der ehemals staatlichen Post. Sie wurde inzwischen mehrfach in verschiedene Bereiche aufgespalten. Verhandelt wurde in drei Strängen: T-Systems, T-Deutschland Segment und DTAG (Deutsche Telekom AG), mit ihren jeweiligen Tochterfirmen. Für T-Systems, die Tochterfirma für Großkunden, arbeiten 18.500 Beschäftigte, für T-Deutschland Segment 50.000 Beschäftigte. T-Deutschland Segment ist die Telekom mit ihren Servicegesellschaften, die den „Normalkunden“ bedienen, aber auch für die Netze zuständig ist. Für die DTAG arbeiten 7500 Beschäftigte. In diesem Unternehmen sind auch die 9000 Auszubildenden zusammengefasst.