Einzelhandel | Acht Jahre lang haben die bundesweit 24.000 Beschäftigten der Warenhaus-Kette Karstadt auf tarifliche Leistungen verzichtet, um zur Sanierung des durch Managementfehler in die Insolvenz geratenen Unternehmens beizutragen. Trotzdem sollen 2000 Vollzeitstellen bis zum Jahr 2014 gestrichen werden. Hauptgrund dafür dürfte die Beendigung des Sanierungstarifvertrags sein, sodass Karstadt den Beschäftigten ab 2013 den vollen Tariflohn zahlen muss. "Es ist eine verquere Logik, wenn Karstadt mehr Wachstum mit weniger Personal und damit weniger Kundenservice erreichen will", sagt ver.di-Bundesvorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger. Wegen des hohen Teilzeitanteils könnten bis zu 4000 Kolleg/innen vom Abbau betroffen sein. Ende August trafen sich Karstadt-Betriebsräte und ver.di-Vertreter in Willingen, um über ihr weiteres Vorgehen gegen den geplanten Personalabbau zu beraten. Im Aufsichtsrat werden die Pläne kontrovers diskutiert.


Warnstreiks beim Callcenter-Dienstleister Walter Services

Tarifverhandlungen | Für Ende August hatte ver.di die Beschäftigten des Callcenter-Dienstleisters Walter Services zu Warnstreiks aufgerufen. Davon waren in einem ersten Schritt die Standorte in Frankfurt (Oder), Lübeck, Dresden, Bremen und Magdeburg betroffen. Es geht um die Tarifverhandlungen bei Walter Services. ver.di fordert für die rund 6500 Beschäftigten eine Erhöhung der Grundvergütung von derzeit 7,60 auf 8,50 Euro pro Stunde und Verbesserungen im Rahmentarifvertrag. Die Laufzeit der bisher geltenden Verträge endete Ende Juni, die Friedenspflicht ist beendet. Der Arbeitgeber hatte in drei Tarifverhandlungsrunden und einem Spitzengespräch bis Ende August kein Angebot unterbreitet. Weitere Warnstreiks werden folgen.


Erfolg der Gewerkschaft CWA bei T-Mobile in den USA

Techniker | Gegen den erbitterten Widerstand des Managements haben die Kollegen von Communications Workers of America (CWA) ihre Anerkennung als Gewerkschaft für die Techniker im US-Bundesstaat Connecticut durchgesetzt und zugleich einen Tarifabschluss erreicht. Das Risiko für die Beschäftigten war groß, sie mussten mit Sanktionen bis hin zu Entlassungen rechnen. Vereinbart wurden jetzt klare Regeln für Disziplinarmaßnahmen, Kündigungen und ein Beschwerde- und Schlichtungsverfahren. Damit sind die Beschäftigten künftig vor Willkür geschützt. Außerdem ist es für das Unternehmen nicht möglich, Arbeit mit der Absicht auszulagern, die Techniker zu ersetzen oder die Betriebseinheit ganz zu schließen. Die Verhandlungen für die 16 Techniker dauerten fast ein Jahr und standen immer wieder kurz vor dem Scheitern. T-Mobile USA hat die Gewerkschaft CWA mit allen Mitteln bekämpft und die Beschäftigten immer wieder unter Druck gesetzt. ver.di hat die Techniker und die CWA in der Auseinandersetzung vor Ort unterstützt, ver.di-Bundesvorstandsmitglied Lothar Schröder beteiligte sich in den vergangenen Wochen an Aktionen in den USA.


Streiks im öffentlichen Dienst in Brasilien weiten sich aus

Löhne | Der öffentliche Dienst in Brasilien streikt, ein Ende ist nicht in Sicht. Was als Ausstand der Uniprofessoren begann, hat mehr als 25 Behörden erfasst. Nach Gewerkschaftsangaben befinden sich über 370.000 öffentliche Angestellte im Streik. Sogar zwei Drittel der 9000 Bundespolizisten haben die Arbeit niedergelegt. Sie fordern Lohnerhöhungen. Die Regierung sieht das ohnehin abgebremste Wirtschaftswachstum durch die Streiks bedroht. Sie hält höhere Löhne für nicht finanzierbar. Verglichen mit der Privatwirtschaft hätten die Staatsangestellten immerhin eine gewisse Arbeitsplatzsicherheit, begründete Regierungschefin Dilma Rousseff ihre Ablehnung.


Jugendliche werden kreativ gegen Rassismus

Wettbewerb | Der Verein "Mach meinen Kumpel nicht an" schreibt zum siebenten Mal den Wettbewerb "Die Gelbe Hand" bundesweit aus. Berufsschüle-r/innen und andere Jugendliche, die sich in einer beruflichen Ausbildung befinden, können sich mit Beiträgen gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Rechtsextremismus beteiligen. Die Arbeiten - Reportagen, Filme, Computerspiele, Songs und anderes - sollen einen Bezug zur Arbeitswelt haben. Die drei besten Beiträge werden prämiert. Außerdem vergeben das Land Baden-Württemberg, die DGB-Jugend Baden-Württemberg und die DGB-Jugend Nordrhein-Westfalen Sonderpreise. Erstmalig werden zwei Preise zum Thema "Verwischte Spuren - Würde und Widerstand im Alltag" verliehen, in Erinnerung an die Besetzung der Gewerkschaftshäuser durch die Nazis. Einsendeschluss: 31. Januar 2013.

www.gelbehand.de


Autoren protestieren gegen Tarifflucht

Druckerei | Gegen die Tarifflucht der Nördlinger Druckerei des C.-H.-Beck-Verlags haben renommierte Autoren des Bund-Verlags protestiert. Sibylle Spoo, Micha Heilmann, Thomas Klebe und Jürgen Ratayczak schrieben an Beck: "Damit reiht sich der C.-H.-Beck-Verlag in die Reihe von - unserer Meinung - nach unseriösen Unternehmen ein, die den Wettbewerb über die Arbeitskosten führen." Sie fordern die Verleger auf, die Tarifbindung wieder herzustellen. Bisher wurde eine Reihe von Publikationen des gewerkschaftseigenen Frankfurter Bund-Verlags in der Nördlinger Druckerei produziert. Der Bund-Verlag sucht jetzt eine neue Druckerei, die tarifgebunden ist und in Deutschland produziert.

ver.di-Blog: http://chbeck-verdi.blogspot.de


Streikrecht gilt auch für Bewacher

Kernkraftwerke | Das Landesarbeitsgericht Berlin-Brandenburg hat Streiks der Bewacher/innen an kerntechnischen Anlagen zugelassen. Im Zusammenhang mit der Auseinandersetzung um einen Sozialtarifvertrag mit Bewachungsunternehmen an 14 Kernkraftwerken hatte der Bundesverband der Sicherheitswirtschaft eine einstweilige Verfügung auf Unterlassung des Arbeitskampfes beantragt. Die Entscheidung des Gerichts sei ein gutes Signal, "weil es das Streikrecht grundsätzlich stärkt", sagte der ver.di-Vorsitzende Frank Bsirske. Nun gehe es darum, dass die Arbeitgeber mit ver.di Verhandlungen über einen Sozialtarifvertrag aufnehmen.