Streikbrecher unerwünscht

Zwischen 130 und 165 Euro mehr als Ende 2012 wird jeder Busfahrer bei den öffentlichen Nahverkehrsbetrieben im Land Brandenburg ab Mitte 2014 in der Tasche haben. Die stufenweise Anhebung haben sich die Beschäftigten in einer schweren Tarifrunde erstreikt.

"Dabei waren wir vor einem Jahr noch skeptisch, ob wir überhaupt den Tarifvertrag kündigen sollen, ob wir eine Auseinandersetzung mit den Arbeitgebern bestehen können", sagt Marco Pavlik, Geschäftsführer des ver.di-Bezirks Potsdam-Nordwestbrandenburg, der zugleich für die Verkehrsbetriebe zuständig ist. Schließlich galt seit 2007 ein Tarifvertrag, der jährliche Gehaltssteigerungen um 1,0 bis 1,5 Prozent vorsah. "Da haben die meisten Kollegen kaum noch wahrgenommen, dass es wichtig ist, sich zu organisieren und nicht nur als Trittbrettfahrer Geld zu sparen", sagt er.

Also habe ver.di diese Tarifrunde in den Betrieben vorbereitet. "Wir haben in mehreren größeren Verkehrsbetrieben wieder Vertrauensleute gewählt und Gewerkschaftsarbeit im Betrieb aufgezogen", berichtet der Gewerkschafter. Durch die Vertrauensleute habe ver.di wieder ein Gesicht bekommen. "Das war und ist ein mühsames Geschäft, das enorm langen Atem aller Beteiligten erfordert", so Pavlik. Der Aufbau betrieblicher Gewerkschaftsarbeit erfordere eine über Jahre gehende Arbeit. Hauptamtliche ver.di-Beschäftigte seien dabei wichtige Dienstleister für die Vertrauensleute: Sie müssten diese mit dem notwendigen Wissen, Informationen und Materialien versehen. Nur so könnten die Vertrauensleute erfolgreich arbeiten.

"Bis Ende 2011 hatten wir einen Organisationsgrad von durchschnittlich knapp 40 Prozent im Brandenburger Nahverkehr", sagt Pavlik. Das Jahr 2012 hätten die Vertrauensleute genutzt, um Kollegen für ver.di zu werben. Der Erfolg: Mehr als 400 neue Mitglieder in einer Branche mit rund 3000 Beschäftigten allein bis Februar 2013. Mit dieser gewachsenen Mitgliederbasis konnte ver.di Anfang des Jahres den öffentlichen Nahverkehr in Frankfurt/ Oder, Potsdam, Brandenburg, Schwedt, Cottbus und anderen Städten durch Warnstreiks vollständig zum Erliegen bringen oder zumindest massiv beeinträchtigen.

Dadurch gestärkt, konnte die Tarifkommission das gute Ergebnis aushandeln. "Wir sind stolz auf unsere Vertrauensleute und die aktiven Kollegen im Verkehrsbetrieb in Potsdam, bei ‚Havelbus' im Verkehrsbetrieb in Brandenburg. Wir setzen den Aufbau betrieblicher Gewerkschaftsstrukturen in den Verkehrsbetrieben fort, demnächst in den Betriebsteilen von Havelbus in Potsdam, Potsdam-Mittelmark und im Havelland", kündigte Pavlik an.