Ausgabe 03/2013
Weil viel auf dem Spiel steht
Die Arbeitgeber haben die Mantel- und Entgelttarifverträge des Einzelhandels für die Länder Berlin und Brandenburg gekündigt. In diesem Konflikt geht es jetzt auch um Urlaub, Zuschläge und Arbeitszeiten. Deren tarifliche Grundlagen sollen nach dem Willen der Arbeitgeber seit dem 1. Mai 2013 nicht mehr gelten. Nur für Gewerkschaftsmitglieder wirken sie erst einmal nach.
Es gibt nur einen Weg, sie zu erhalten: Die Beschäftigten im Einzelhandel müssen sich gewerkschaftlich organisieren. Der Ernst der Lage ist ihnen durchaus bewusst: Der Bereich konnte von Januar bis April bereits mehr Neueintritte verzeichnen als im ganzen Jahr zuvor.
Doch es könnten noch viel mehr sein. Erfolgreiche Arbeitskämpfe sind möglich, wenn die Gewerkschaft stabil im Betrieb verankert ist. ver.di kann erfolgreich handeln, wenn sie genügend Mitglieder hat, die für ihre Interessen einstehen und sich auch im Betrieb gewerkschaftlich engagieren. Sie können die Gewerkschaftsarbeit dort - mit Unterstützung hauptamtlicher Gewerkschafter/innen - selbst gestalten und ver.di im Betrieb präsent machen. Das haben jüngst erst wieder die erfolgreichen Tarifrunden für die Beschäftigten der Länder und des Nahverkehrs Brandenburg gezeigt (siehe unten).
Eine hohe Beteiligung am Arbeitskampf im Einzelhandel in Potsdam-Nordwestbrandenburg zeigt den Arbeitgebern die Kraft der organisierten Mitarbeiter/innen. Mit dieser Rückendeckung können unsere Tarifkommission und hauptamtliche ver.di-Kolleg/innen die Arbeitgeber zwingen, die gekündigten Tarifverträge wieder einzusetzen.
Niemand darf jetzt abseits stehen und hoffen, dass das alles gut gehen wird, weil sich ja die Gewerkschaft schon immer gekümmert hat, weil bisher immer irgendwie alles meistens gut ging oder nicht so schlimm wurde. ver.di - das sind die organisierten Mitglieder selbst.
Den Konflikt nutzen
Dazu ist es wichtig, dass sich Gewerkschaftsmitglieder in den einzelnen Filialen organisieren und Vertrauensleute wählen. ver.di-Gewerkschaftssekretär/innen werden sie unterstützen. Der Anstoß muss jedoch von den Kolleg/innen aus den Betrieben selbst kommen. Der jetzt anstehende Konflikt mit den Arbeitgebern muss genutzt werden, um die Gewerkschaftsarbeit im Einzelhandel zu forcieren. Jedes Betriebsratsmitglied muss mindestens drei bis vier neue Mitglieder von ver.di überzeugen.
Zwar wirken die gekündigten Regelungen des Manteltarifvertrags für ver.di-Mitglieder erst einmal nach. In der anstehenden Auseinandersetzung können wir aber nur erfolgreich sein, wenn eine noch viel größere Zahl von Einzelhandelsbeschäftigten als bisher in ver.di eintritt, sich zur Gewerkschaft bekennt und aktiv mitwirkt. Das gilt auch für die vielen anderen Auseinandersetzungen, die anstehen, zum Beispiel um die Zahl der Sonn- und Feiertagsöffnungen im Land Brandenburg.
* Marco Pavlik ist der Geschäftsführer des ver.di-Bezirks Potsdam-Nordwestbrandenburg