Ausgabe 06/2013
„Eine Garantie gibt es nirgends mehr“
Felix Leder, 24, wurde bei der Bundesanstalt für Materialforschung zum Industriemechaniker ausgebildet und ist dort als JAV-Mitglied aktiv. Sein Bericht
Ich habe ein halbes Jahr früher ausgelernt, gemeinsam mit zwei Kollegen. Wir haben unsere Ausbildung alle drei richtig gut beendet, aber ich war der Einzige, dem die Verwaltung eine Woche vor der praktischen Prüfung einen Jahresvertrag angeboten hat, und zwar für einen Job, der - salopp gesagt - bei uns in der Bundesanstalt als Hausmeisterstelle gilt. Die hat nicht wirklich etwas mit meinem erlernten Beruf zu tun.
Grundsätzlich will die Bundesanstalt gar keine unbefristeten Arbeitsverhältnisse mehr eingehen. Da ich als Mitglied der Jugend- und Auszubildenden-Vertretung, JAV, aber einen gesetzlichen Anspruch darauf habe und diesen auch geltend mache, bin ich seit meiner Abschlussprüfung freigestellt. Bis zum gerichtlichen Urteil. Ich habe ver.di-Rechtsschutz und einen echt guten Anwalt gestellt bekommen. Die anderen beiden Frühauslerner sind jetzt arbeitslos.
Mit der Übernahme sieht es bei uns leider generell sehr schlecht aus. Bei uns Industriemechanikern schwankt das sehr. Bei den Kauffrauen und -männern für Bürokommunikation ist die Perspektive besser, aber eine Garantie gibt es bei uns nirgends mehr. Unser Dienstherr vertritt ganz klar die Meinung, dass die Bundesanstalt für Materialforschung über Bedarf ausbildet. So windet er sich aus dem Tarifvertrag heraus, weil uns im öffentlichen Dienst ja ein Jahr zustehen würde. Aber eben nur bei Bedarf.
Im Jahrgang vor mir sah das noch anders aus. Da gab es sechs Industriemechaniker, und die wurden alle für mindestens ein Jahr übernommen. Aber tendenziell sieht es künftig so aus, dass Auszubildende nicht mehr übernommen werden.
Die Bundesanstalt schreibt dagegen freie Stellen öffentlich aus. Darauf können sich die Auszubildenden dann bewerben. Das sind allerdings auch immer nur befristete Stellen. In den Ausschreibungen steht dann zwar, dass sie besonders zum Berufseinstieg geeignet seien, was natürlich auf unsere Auszubildenden abzielt. Aber das zeigt sich dann auch ganz klar in der Entlohnung. Wenn eine Stelle mal höher ausgeschrieben ist, hat man als frisch Ausgelernter eigentlich keine Chance.
Aufgrund meiner Freistellung bin ich momentan bei ver.di sehr viel ehrenamtlich aktiv. Zum Beispiel im Arbeitskreis JAV. Während meiner bisherigen Amtszeit haben wir vor allem die Kommunikation zu den Auszubildenden ausgebaut und auch den Austausch zwischen den einzelnen Ausbildungsberufen gefördert. Direkte Auseinandersetzungen mit unserem Dienstherrn hatten wir dagegen nicht. Wir konnten aber leider auch kaum Auszubildende für ver.di gewinnen. Gewerkschaftlich sind wir sehr schlecht organisiert - nicht nur unter den Auszubildenden, sondern auch in der gesamten Belegschaft.
Natürlich haben wir ver.di immer wieder zu Jugend- und Auszubildendenversammlungen eingeladen. Aber das ging dann bei den meisten ins eine Ohr rein und beim anderen wieder raus. Wir bekamen dann oft zu hören, "Was bringt ́s mir denn?" oder "Da muss ich ja nur zahlen!" Ich glaube, das liegt auch daran, dass viele Auszubildende noch sehr jung sind und diesen Zusammenhang noch gar nicht richtig verstehen. Jetzt, wo sie bei uns Frühauslernern sehen, wie schlecht das mit der Übernahme laufen kann, ist die Stimmung erst recht bedrückt.
Wenn ich mir etwas von ver.di wünschen könnte, wäre es eine noch viel aggressivere Mitgliederwerbung. Man müsste den Kontakt zu Auszubildenden viel intensiver suchen und sie gleich von Anfang an gezielt ansprechen. Ich habe zum Beispiel aus anderen Betrieben und Behörden gehört, dass es für neue Auszubildende so ein Einführungsseminar gibt. Da werden ausbildungsrelevante Themen bearbeitet und ganz klar kommuniziert, weshalb Gewerkschaften wichtig sind - gerade für Azubis. Da würde ich auch gerne helfen.
Was meine persönliche Zukunft angeht, bin ich momentan recht optimistisch. Mein Anwalt blickt dem Gerichtsprozess recht zuversichtlich entgegen. Falls das wider Erwarten doch nichts werden sollte, muss ich sehen, ob ich in meinem erlernten Beruf bleibe oder noch ein Studium dranhänge. Aber erst mal bin ich schon vor allem für die Bundesanstalt da. Dort würde ich gerne meine erste Berufserfahrung sammeln.
Protokolle: Stefan Zimmer
„Man muss den Kontakt zu Auszubildenden intensiv suchen und sie von Anfang an gezielt ansprechen“