Ausgedient: Das Werbeschild hängt an der Altpapierpresse

Den vielen Hiobsbotschaften für rund 4000 Beschäftigte der insolventen Baumarktkette Praktiker folgte Mitte September ein Hoffnungsschimmer. Für sie wird es mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit eine Transfergesellschaft geben, in der sie nach der Schließung ihrer Filialen für vier bis sechs Monate (je nach individueller Kündigungsfrist) Beschäftigung finden und sich auf einen möglichen neuen Job vorbereiten sollten. Über das Zustandekommen und die Ausgestaltung der Transfergesellschaft wird Ende September im Gläubigerausschuss entschieden.

Seit dem Sommer bekamen die rund 15.000 Beschäftigten des Konzerns eine katastrophale Nachricht nach der anderen. Erst schienen allein die Praktiker-Baumärkte von der Insolvenz betroffen zu sein. Doch auch die Konzerntochter Max Bahr musste im Juli Antrag auf Insolvenz stellen. Gab es anfangs noch Hoffnung auf eine weitgehende Übernahme der Kette durch Investoren, erklärte der vorläufige Insolvenzverwalter Christopher Seagon Anfang September, dass 127 Märkte umgehend "leerverkauft" werden müssten. Der Grund: fehlendes Interesse von Kapitalgebern an den bestehenden Baumärkten. Gleichwohl seien viele Standorte für Anleger lukrativ.

Nicht mal ein schwacher Trost sei das für die betroffenen Beschäftigten, urteilte Stefanie Nutzenberger vom ver.di-Bundesvorstand. "Es glaubt niemand wirklich, dass die Praktiker-Beschäftigten nach dem Leerverkauf von den neuen Betreibern tatsächlich übernommen werden", sagte sie Anfang September. Und so forderte ver.di vehement die Einrichtung einer Transfergesellschaft, um den Kolleg/innen aus den 127 bald geschlossenen Märkten eine Perspektive zu eröffnen.

Insolvenzverfahren wird im Oktober eröffnet

"Mit der Einrichtung der Transfergesellschaft kann nun verhindert werden, dass tausende Menschen ab 1. Oktober in die Arbeitslosigkeit abgeschoben werden", so Nutzenberger. Hans Trimborn, Vorsitzender des Gesamtbetriebsrats der Baumarkt Praktiker DIY GmbH, verwies darauf, dass die Kolleg/innen mit der ausgehandelten Transfergesellschaft Klarheit über ihre Beschäftigungsdauer erhielten. Langjährig Beschäftigte mit einer Kündigungsfrist von sieben Monaten sollen sechs Monate in der Transfergesellschaft bleiben. Wer eine sechsmonatige Kündigungsfrist hat, wird eine Transferlaufzeit von fünf Monaten bekommen, bei drei bis fünf Monaten Kündigungsfrist sind es vier Monate und bei ein- bis zweimonatiger Kündigungsfrist drei Monate. Der Leerverkauf der 127 Märkte hat begonnen. Er soll bis spätestens Ende November abgeschlossen sein.

Mit der Eröffnung des Insolvenzverfahrens für den Praktiker-Konzern mit seinen diversen Gesellschaften ist am 1. Oktober zu rechnen. Bis dahin sollte auch klar sein, ob und wenn ja, welche Investorenlösung sich mit der von Praktiker übernommenen Baumarktkette Max Bahr abzeichnet. Das betrifft auch die 54 auf "Max Bahr" umgeflaggten ehemaligen Praktiker-Märkte. Das Interesse an der Übernahme dieses Teils des Konzerns war jedenfalls groß.