Das Notebook als tragbares Büro, der Internetzugang als Nabel der Welt - für immer mehr Menschen werden digitale Medien beruflicher Alltag. Immer öfter arbeiten sie zu Hause und unterwegs. Doch die Hoffnung auf besseres Arbeiten erfüllt sich so nicht, jedenfalls nicht von allein. Neue Formen prekärer und unsicherer Arbeit breiten sich aus. Tätigkeiten, die bisher von einer Person gemacht wurden, werden nun über das Internet einer Masse von Menschen angeboten oder ins billigere Ausland verlagert. Die Folge sind zunehmende Konkurrenz und sinkende Löhne. Statt Freiheit und mehr Freizeit quälen ständige Erreichbarkeit und die Angst vor den vielen Kontrollmöglichkeiten durch den Arbeitgeber die Menschen zu Hause und am betrieblichen Arbeitsplatz.

Chancen und Risiken

Einen Überblick über die Chancen und Risiken des Internets für die Arbeitswelt hat sich die Enquete-Kommission "Internet und digitale Gesellschaft" in dreijähriger Arbeit verschafft. Sie kommt jetzt zu dem Ergebnis: "Die Option, prinzipiell immer und überall seiner beruflichen Tätigkeit nachgehen zu können, stellt die wohl bedeutsamste und zugleich chancenreichste Veränderung dar, welche digital vernetzte Berufstätigkeit von klassisch betriebsgebundener unterscheidet." Allerdings gelte es, Sorge zu tragen, dass daraus kein Zwang entstehe, stets erreichbar und verfügbar zu sein. Aus Sicht der ver.di-Initiative Gute Arbeit ist das eines der wichtigsten Ergebnisse der Arbeitsgruppe.

Doch was tun, wenn sich die Arbeitsplätze durch die digitale Arbeit verändern und Arbeitnehmervertretungen unter Druck geraten, auch weil sich bisherige betriebliche Strukturen auflösen? Den Weg weist, wenn auch nur in kleinen Schritten, die Enquete-Projektgruppe "Wirtschaft, Arbeit, Green IT". Sie einigte sich auf Handlungsempfehlungen für gute digitale Arbeit: So empfiehlt sie die Prüfung des Rechts auf Nicht-Erreichbarkeit, um Stress und Druck zu verringern, möglicherweise per Gesetz. Sie empfiehlt eine Prüfung und Erweiterung der Arbeitsstätten- und Bildschirmarbeitsverordnung. Die müsse dafür sorgen, dass die Gesundheit bei ortsflexibler Arbeit nicht leidet und die ergonomischen Anforderungen erfüllt sind. Und sie em-pfiehlt, Daten und Persönlichkeitsrechte der Beschäftigen zu schützen.

Im Abschlussbericht sind zudem Leitlinien für gute Arbeit beschrieben. Dazu gehören eine verbesserte Work-Life-Balance, das Ziel, Belastungen zu verringern, die durch permanente Erreichbarkeit entstehen, und der Schutz der Beschäftigtendaten. Der Zugang zum Netz sollte allen Beschäftigten möglich sein, Freiberufler sollten mehr soziale Sicherheit bekommen. "Die Leitlinien sind ein Anfang, jetzt müssen Taten und konkrete Schritte in den Betrieben folgen", sagt Cornelia Brandt, die bei ver.di für die Initiative Gute Arbeit zuständig ist. Marion Lühring