Wirkungsvoll gegen Rassismus und Antisemitismus, dafür wurde die ver.di-Jugendbildungsstätte Berlin-Konradshöhe ausgezeichnet

Sie haben den Dreh raus

Erst sind es Worte, später Taten. Doch dann ist es zu spät. Wenn rechtes Gedankengut oder Antisemitismus in den Schulklassen umgeht, dann muss rechtzeitig etwas dagegen unternommen werden. Und ein Umdenken ist möglich, wie die Seminare der ver.di-Jugendbildungsstätte Berlin-Konradshöhe beweisen. Rücksicht, Verstehen und Respekt kann man lernen.

Am 2. September wurde die Bildungsstätte für ihre vorbildliche Arbeit gegen Antisemitismus und Alltagsrassismus mit dem "Wirkt-Siegel" von Phineo ausgezeichnet. Damit bestätigt das gemeinnützige Analysehaus den nachhaltigen Erfolg der Berliner im Engagement gegen rechtes Gedankengut.

Seit April 2011 gibt es das Projekt "Film Ab!" der ver.di-Bildungsstätte, in dem ganze Schulklassen lernen, mit ihren Vorurteilen aufzuräumen. Sechs bis sieben Seminare werden pro Jahr angeboten. Meistens kommen Klassengemeinschaften, doch auch offene Gruppen sind möglich. Es müssen nur genügend Anmeldungen vorliegen. Die fünftägigen Seminare werden maßgeschneidert: Das gilt für den Termin und für die inhaltlichen Schwerpunkte. Ob Antisemitismus vorliegt oder rechte Parolen in der Klasse geäußert werden, das ist in den verschiedenen Schulen und einzelnen Klassen unterschiedlich, sagt Elke Weißer von der Jugendbildungsstätte nach den Erfahrungen der letzten Jahre. Die Betreuer/innen des Projekts gehen bei ihren Konzepten auf diese Unterschiede ein.

Jeder Film ist anders

Am Seminaranfang setzen sich die Jugendlichen mit Rassismus und Antisemitismus in Geschichte und Gegenwart auseinander. Und mit ihrem Umgang mit Medien und ihren Vorurteilen. Nach der Theorie haben sie dann zwei Tage lang Zeit, einen Film zu drehen. Über 30 Filme sind inzwischen entstanden. Jeder Film ist anders und so individuell wie jede Gruppe auch. Es entstehen Straßeninterviews und Reportagen, manchmal wird es eine Quizsendung oder auch eine fiktive Kurzgeschichte. "An den Filmen kann man gut erkennen, welche Entwicklung die Jugendlichen schon nach so kurzer Zeit gemacht haben", sagt Elke Weißer. Und auch später wirken die Videos noch weiter - dann, wenn die Jugendlichen ihre Filme bei Schülerversammlungen, in Jugendclubs, bei Freunden und in der Familie zeigen. "An den Schulen entsteht langfristig Zivilcourage", so Weißer. Und selbst bei Freunden und in der Familie setze ein Umdenken ein.

Insgesamt 17 Organisationen wurden von Phineo für ihre herausragende Arbeit mit dem Wirkt-Siegel gegen Rechts versehen. Die Auszeichnung zeigt Spendern und Förderern, dass ihr Geld bei diesen Organisationen sinnstiftend angelegt ist. Weil sich die Organisationen gegen die Verharmlosung von rechter Gewalt engagieren. Weil sie sichtbar machen, wie die rechte Szene ihr Gedankengut verbreitet, beispielsweise in Mode, Symbolik und Musik. Und weil sie jungen Menschen zeigen, wie sie in Jugendgruppen rechtsnahen Jugendlichen wirkungsvoll begegnen.